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Witali Klitschko will für den nächsten Gegner "einige Geschenke vorbereiten".

Foto: EPA/EXPA/ Johann Groder

Going - Witali Klitschko steht ganz entspannt auf den Stufen zum Trainingsring. Er doziert über die anstehende Einheit und erklärt den interessierten Hotelgästen beim Stanglwirt in Going genau, was er ihnen zeigen wird. Später flachst Klitschko noch mit Fotografen, doch als er dann mit Trainer Fritz Sdunek arbeitet, ist er hochkonzentriert, der Schweiß fließt in Strömen über sein Gesicht. Klitschko nutzt jede Sekunde, denn am 10. September wird "Dr. Eisenfaust" vom Polen Tomasz Adamek herausgefordert. Dann muss er in Topform sein - und wird es wohl auch. "Ich bin ja kein Anfänger", sagt der Schwergewichtsweltmeister des Boxverbandes WBC.

Ganz im Gegenteil, die grauen Strähnchen in den Haaren sind optischer Beleg seiner Routine. Klitschko weiß, was er tut, jeder Schritt ist wohl überlegt. Die Vorbereitung in Tirol gehört dazu und hat Tradition: "Wir tanken hier Energie, es ist ein erfolgreicher Platz. Deswegen ändern wir den Ort auch nicht."

Den Gegner, auch das gehört dazu, den hat er ständig im Blick. Jeden Kampf von Adamek studiert der Ukrainer. Er behauptet sogar, der 34-Jährige sei stärker als das britische Lästermaul David Haye, den Bruder Wladimir zuletzt besiegte. "Adamek ist im Moment der Stärkste der Welt", sagt Klitschko, und Sdunek pflichtet bei: "Vor allem ist er nicht so feige wie Haye."

David Haye, der die Klitschkos immer wieder provoziert und beleidigt hatte, ist aber noch immer ein Gesprächsthema. Wladimir hatte ihn dominiert und klar nach Punkten geschlagen. Haye hätte zu gern einen Rückkampf, doch Klitschko-Manager Bernd Bönte hat dies kategorisch ausgeschlossen. "Es sind keine Fragen offen geblieben", sagte Bönte am Rande des Trainingslagers. Gegen Witali könne er antreten, wenn Haye wolle. Dieses Angebot stehe. Doch bislang hat der Brite abgelehnt.

Die Offerte an Haye aber zeigt, dass Witali die Handschuhe offenbar noch nicht an den Nagel hängen möchte. Auch Sdunek sieht keine Anzeichen für ein bevorstehendes Karriereende. "Er sieht aus wie ein Jungbrunnen", sagt er. Ein Duell mit Haye fände der 64-Jährige spannend: "Haye wäre der Idealgegner, um dessen große Klappe richtig zu stopfen." Vorher muss er aber im polnischen Breslau Adamek bezwingen. "Er spielt die Hauptrolle. Ich bereite einige Geschenke für ihn vor", sagt Witali.

Was den 40-Jährigen jedoch ebenfalls sehr beschäftigt, ist die politische Situation in seinem Heimatland. Vor eineinhalb Jahren hatte Klitschko die Ukrainische Demokratische Allianz (UDAR) gegründet, im nächsten Jahr will er mit seiner Partei an den Parlamentswahlen teilnehmen. Zuletzt setzt er sich für die inhaftierte ukrainische Oppositionspolitikerin Julija Timoschenko ein. Klitschko hat aus Sorge einen offiziellen Brief an Präsident Wiktor Janukowitsch geschrieben.

"Wir haben mit Korruption zu tun. Dabei wollen wir doch eine Demokratie und keine Diktatur", sagt er. Am Wochenende war Klitschko extra in die Ukraine gereist, aktuell hält er sich in Telefonkonferenzen auf dem Laufenden. Auch der Kampf gegen Adamek soll Symbolkraft haben: "Es bedeutet viel für die Ukraine. Sport ist viel mehr als nur Sport. Ich will auch für meine Landsleute gewinnen." (SID)