Wien - Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren - diese Vorschläge im Expertenpapier, das von Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) als Diskussionsbasis für die Erstellung eines österreichweiten Hochschulplans in Auftrag gegeben wurde, spaltet auch am Mittwoch die Lager der heimischen Bildungspolitik. Während von SPÖ und Österreichischer HochschülerInnenschaft (ÖH) weiterhin Ablehnung kommt, sehen sich die Junge ÖVP (JVP) und die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in ihrer Forderung nach Studiengebühren bzw. Aufnahmeprüfungen bestätigt.

Die links-dominierte ÖH-Spitze fordert ebenso wie Wiens SP-Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny ein Mitspracherecht der Studenten und Lehrenden in Sachen Hochschulplan - und warnen vor einer Spaltung der Hochschullandschaft. Mailath-Pokorny ortet hinter den Empfehlungen der Experten den "Wunsch einen privaten und einen öffentlichen, stiefkindlich behandelten Hochschulbetrieb zu schaffen. Langfristig steckt dahinter die Abschaffung des freien Bildungszugangs." Die ÖH glaubt unterdessen daran, dass die Fachhochschulen auf Kosten der Universitäten ausgebaut werden sollen, dadurch "werden nur verschiedene Hochschultypen gegeneinander ausgespielt".

JVP fordert Umsetzung

Laut ÖAW, die den Expertenbericht mit seinen "europäisch orientierten Vorschlägen" begrüßt, sind die von den Experten geforderten Zugangs- und Platzbeschränkungen hingegen "unerlässlich". Auch die VP-nahen Studentenvertreter von der AktionsGemeinschaft (AG) fänden eine Auswahl vor Studienantritt "für die soziale Durchmischung wesentlich besser als lange Knock-Out-Phasen im Studium" - allerdings nicht beim Master. Dies würde nämlich bedeuten, "mangels Akzeptanz des Bachelor am Arbeitsmarkt eine Vielzahl an Absolventen in die Arbeitslosigkeit" zu schicken.

Nicht nur Zugangsbeschränkungen, sondern auch Studiengebühren will die JVP umgesetzt sehen. Die SPÖ solle dafür sorgen, "dass nicht noch ein weiterer Jahrgang mit überfüllten Hörsälen und schlechtem Service die Ausbildung absolvieren muss". Studenten wären bereit, für eine Verbesserung des Uni-Alltags zu bezahlen, so die JVP. Damit fährt sie allerdings eine ganz andere Linie als die schwarzen Studentenvertreter: "Heute Studiengebühren für Wartesemester einzuheben, würde eine herbe Portion Zynismus für Studierende bedeuten."

LH Burgstaller will ernsthafte Diskussion

Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) - sie ist zurzeit Vorsitzende der Landeshauptleute-Konferenz - möchte über die gestern vorgelegten Empfehlungen für einen Hochschulplan ernsthaft diskutieren, denn ein "reflexartiges Neinsagen bringt die österreichischen Universitäten und Fachhochschulen nicht weiter", sagte sie am Mittwoch.

Begrüßt wird von ihr der "supranationale Bildungsausgleich", den sie als "Vorstoß für Finanzierungsgerechtigkeit innerhalb der EU" bezeichnete. "Wie kommt der österreichische Steuerzahler dazu, dass er bei manchen Studienrichtungen 70 Prozent deutsche Studierende finanziert? Ich habe bereits vor Jahren einen EU-konformen Vorschlag für einen Finanzierungsbeitrag der EU-Länder für ihre Auslandsstudenten ausgearbeitet." Gefordert sei hier die Bundesregierung.

Keine Freude mit Finanzierung durch Länder

Erwartungsgemäß wenig Freude hat sie mit den Vorschlägen für eine geänderte Finanzierung der Unis zu Lasten der Länder. "Alleine in Salzburg haben wir in den letzten Jahren aus dem Landesbudget 14 Millionen Euro für Baumaßnahmen für FH und Universität investiert und damit bereits in hohem Ausmaß Bundesaufgaben übernommen. Wenn im Papier angeregt wird, Studierende an die Fachhochschulen umzuleiten, dann muss vorher geklärt sein, wer den dafür notwendigen Ausbau der Fachhochschulen bezahlen soll", so Burgstaller. "

Eine Steuerung der Studierendenströme möchte die Landeshauptfrau "entschieden angehen". Bereits in der Schulzeit sollte mehr Bildungs- und Berufsorientierung angeboten werden. "Es gehören Illusionen abgebaut und Informationen aufgebaut. Es ist erschreckend, wie wenig unsere Maturanten wissen, was man wo studieren kann, wie die Bewegung hin zu den Massenstudien beweist", sagte die Landeshauptfrau. Beim Universitätszugang selbst müsse der Abbau von sozialen Hürden und der Ausbau von Talenten im Vordergrund stehen.(APA)