Rom - Während die superreichen Franzosen wie L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt einen Sonderbeitrag in der Schuldenkrise leisten wollen, wehren sich die besserverdienenden Italiener gegen die von der Regierung Berlusconi eingeführten "Solidaritätssteuer" zur Eindämmung der Staatschuld. Parlamentarier aus dem Lager von Premier Silvio Berlusconi wollen im Parlament in Rom für die Streichung aus dem Sparpaket der sogenannten "Solidaritätssteuer" für Besserverdiener kämpfen. Mit dieser Steuer sollen Italiener mit einem Einkommen von über 90.000 Euro zwei Jahre eine zusätzliche Abgabe von fünf Prozent zahlen. Diese wächst auf zehn Prozent bei einem Jahreseinkommen von über 150.000 Euro.

Sollte ihnen die Streichung des Solidaritätsbeitrags nicht gelingen, drängen die Parlamentarier zumindest auf eine Erhöhung der Einkommensgrenze, ab der die Steuer gezahlt werden muss, berichteten italienische Medien. Die Chefin des italienischen Industriellenverbands Confindustria, Emma Marcegaglia, sprach sich gegen einen Extra-Beitrag für Superreiche aus, wie er in Frankreich vorgeschlagen wurde. "In Italien ist die Situation ganz anders. Bei uns würde eine Steuer dieser Art nur Personen belasten, die ohnehin schon einen Steuerdruck von 50 Prozent aushalten müssen", sagte Marcegaglia im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica" am Mittwoch.

"Im Gegensatz zu Frankreich ist der italienische Staat ineffizient und verschwenderisch. Die öffentlichen Ausgaben machen 52 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) aus und die Steuerhinterziehung hat einen Rekordhoch erreicht. Wer ein Jahreseinkommen von 90.000 Euro und Kinder hat, ist bestimmt nicht reich", meinte Marcegaglia.

Die Industriellenchefin erklärte sich gegen einen Regierungswechsel in Italien. "Diese Regierung muss weiter amtieren, solange sie eine Mehrheit hat. Im Herbst werden wir unsere Schwierigkeiten nicht bewältigt haben. Wir müssen stärker wachsen, ansonsten werden wir Schwierigkeiten haben, das jetzigen Beschäftigungsniveau zu bewahren", so Marcegaglia. (APA)