Nach Ansicht von EU-Außenministerin Catherine Ashton kann sich Libyen beim Wiederaufbau des Landes auf sein eigenes Geld verlassen. "Das ist ein reiches Land, das seine Wirtschaft rasch entwickeln kann" , erklärte Ashton in Brüssel vor Journalisten. Sie erwarte keinen Bedarf an EU-Finanzhilfen.

Derzeit bereitet Frankreich mit anderen UN-Mitgliedsstaaten einen Resolutionsentwurf vor. Demnach soll bald die Freigabe der eingefrorenen libyschen Vermögenswerte und die Lockerung der Sanktionen erfolgen. Weltweit wurden 40 Milliarden Euro eingefroren, allein in Deutschland waren es 7,2. Die USA wollen, dass der Sicherheitsrat sofort 1,5 Milliarden Dollar für humanitäre Zwecke auftaut.

Libysche Oppositionelle schätzen das Privatvermögen von Muammar al-Gaddafi und seiner Familie auf 100 Milliarden Euro, staatliche Fonds miteingerechnet. Verlässliche Zahlen gibt es allerdings keine. Doch solange Libyen keine neue Regierung hat und die UN-Resolution in Kraft ist, bleibt eine Auszahlung juristisch heikel. Weniger weil Gaddafi unrechtmäßig enteignet werden könnte, sondern weil es sich bei den Geldern meist um Konten staatlicher Unternehmen handelt.

Deutschland beginnt daher in den nächsten Tagen mit der Auszahlung eines 100-Millionen Euro-Kredits - das eingefrorene Vermögen gilt als Sicherheit. Österreich will eingefrorenes Vermögen schon jetzt freigeben, wenn das UN-Sanktionskomitee keinen Einspruch erhebt. Vorstöße, die bestehende Resolution rasch zu ersetzen, kommen auch aus Spanien und der Schweiz. Und das, obwohl Gaddafi nach der Verhaftung seines Sohnes Hannibal 2008 viele Milliarden von Schweizer Konten abgezogen hatte.  (juh/DER STANDARD, Printausgabe, 25.8.2011)