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Grafik: APA

Wien - Der Bund wird für das vor mehr als zwei Jahren in die Volksbanken AG (ÖVAG) eingeschossene Staatsgeld wohl auch für heuer leer ausgehen. Die ÖVAG hat am Donnerstag eine Gewinnwarnung ausgegeben. Auf Konzernebene ist nach Worten von ÖVAG-Chef Gerald Wenzel das Ziel von mehr als 100 Mio. Euro Gewinn für 2011 gefallen, und auf AG-Ebene (für Dividenden relevant) wird zu wenig übrigbleiben, um genug auszuschütten.

1 Mrd. Euro PS-Kapital hat die Republik in der ÖVAG gezeichnet, dafür sollten ursprünglich erstmals für heuer rund 93 Mio. Euro Jahreszins ausgeschüttet werden. Die ÖVAG hat heute den Bund und andere Investoren gewarnt, dass man nicht oder nicht vollständig ausschütten werde.

Der Bund hat das Recht, seine PS in Aktien zu wandeln - also seinen Anteil zu verstaatlichen - wenn die ÖVAG heuer die angekündigte erste Tranche von 300 Mio. Euro Staatsgeld nicht abschichtet und keine Dividende zahlt.

Bank und Finanzministerium haben wiederholt erklärt, dass es sich um ein Wandlungsrecht handle und keine Wandlungspflicht. Wenzel verwies auf Aussagen aus dem Finanzministerium, das erklärte, es sei zu prüfen, was für den Steuerzahler das Beste ist. Das obliege der Entscheidung des Ministeriums, sagte Wenzel am Donnerstag zu Journalisten"Wir erachten eine Verstaatlichung nicht für notwendig", sagte Ministeriumssprecher Harald Waiglein. Unmittelbar werde die Republik dieses Wandlungsrecht in der ÖVAG nicht wahrnehmen, betonte der Sprecher. Man werde jedenfalls alle Optionen analysieren und jene wählen, die für den Steuerzahler am günstigsten sei.

Hohe Wertberichtigung auf Griechenlandbonds

Grund für die Gewinnwarnung war laut Wenzel einerseits eine hohe Wertberichtigung auf Griechenland-Bonds und andere Länderrisiken und anderseits die Verzögerung des Verkaufs des knapp 6-prozentigen Pakets an der Raiffeisen Zentralbank (RZB).

Was die RZB-Aktien betrifft, so habe er nie gegelaubt, dass diese Vereinbarung mit Raiffeisen nicht zustande komme, sagte Wenzel. Die Raiffeisenlandesbanken als RZB-Hauptaktionäre haben ein Aufgriffsrecht auf das von der ÖVAG zum Verkauf gestellte Paket. Das wurde aber nicht wahrgenommen. Seit Anfang Juli wäre die ÖVAG nun frei, an jemand anderen zu verkaufen. Was Wenzel aber nicht anstrebt, wie er betonte. Vom Raiffeisen-Syndikatsführer RLB NÖ-Wien verlautete, dass man Ende des Jahres weiterreden könne. Jedenfalls ist die Wahrscheinlichkeit geschrumpft, dass der Anteil noch heuer mit Buchgewinn verkauft wird.

Massive Belastung im Halbjahr

Die 24 Mio. Euro schwere Wertberichtigung auf Griechenland-Anleihen hat das Ergebnis der ÖVAG im ersten Halbjahr 2011 massiv belastet. Damit blieb unterm Strich ein Nettogewinn von nur 0,5 Mio. Euro, nach 14,6 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2010. Mit dieser Wertberichtigung sollte mit Blick auf Griechenland "aus heutiger Sicht alles verarbeitet" sein, so Wenzel.

Die Bank wird zur Zeit drastisch redimensioniert. Der Mitte Juli paktierte Verkauf der 51-prozentigen Ostbanktochter VBI (Volksbank International, außer Rumänien) an die russische Sberbank wird noch final verhandelt. Die Bank hielt heute fest, dass das Closing unverändert bis Ende 2011 statt finden soll. Ebenfalls für 2011 angestrebt ist der Verkauf des Pakets an der Raiffeisen Zentralbank (RZB).

Ebenfalls keine Veränderung gebe es im Plan, noch heuer die ersten 300 Mio. Euro des vom Staat eingeschossenen Partizipationskapitals (PS-Kapital) abzuschichten.

Reduktion der Geschäftsfelder

Das operative Ergebnis sei zwar im zweiten Quartal 2011 mit 105 Mio. Euro gegenüber dem ersten Quartal 2011 (94 Mio. Euro) gestiegen. Es lag zum Halbjahr mit 199 Mio. Euro aber wegen der Reduktion der Geschäftsfelder unter dem Halbjahreswert vom Vorjahr (234 Mio. Euro). Der Periodenüberschuss vor Steuern für das erste Halbjahr 2011 ging wegen der Wertberichtigungen auf Wertpapiere (v.a. Griechenland-Bonds) von 45 auf 10,5 Mio. Euro zurück.

Zu den Abschreibungen auf Griechenland-Bonds: Bei den Wertpapieren in der Kategorie "available for sale" erfolgte nach Bankangaben eine erfolgswirksame Umbuchung einer Rücklage in Höhe von 17 Mio. Euro, Wertpapiere der Kategorie "held to maturity" wurden mit einem Barwert von 79 Prozent bewertet, was einer Abwertung von 7 Mio. Euro entsprach.

Zusätzlich sei das Ergebnis durch einen Abschreibungsbedarf auf Länderrisiken negativ beeinflusst, hieß es am Donnerstag weiter. So sei das Ergebnis aus Finanzinvestitionen durch Rückgänge bei Marktwerten von Wertpapieren, deren Wertänderung auf Baskets mit verschiedenen Länderrisiken (u.a. eben Griechenland) beruhe, mit 36 Mio. belastet. Die Kreditrisikovorsorgen sanken um 64 Millionen auf 130 Mio. Euro.

Die bankrechtlichen Eigenmittel des ÖVAG Konzerns wurden per Ende Juni mit 3,4 Mrd. Euro beziffert, die Tier-1-Quote bezogen auf das Gesamtrisiko mit 9,7 Prozent. Die Bilanzsumme sank binnen Jahresfrist von 50,88 auf 44,1 Mrd. Euro.

Die Ergebnislage ist für Kapitalbedienungen weiter zu dünn: "Aufgrund des nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Umfelds sowie des aktuellen Umsetzungsstandes der ÖVAG Strategie 2015 kann eine Ausschüttung im Jahr 2012 für das Geschäftsjahr 2011 auf dividendentragende Wertpapiere (Aktien, PS-Kapital) aus heutiger Sicht nicht zur Gänze oder nicht in Aussicht gestellt werden", heißt es in der heutigen Mitteilung. (APA)