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Die Brille – oft modisches Accessoire, ist für immer mehr Menschen zwingend erforderlich, um die Umwelt scharf zu sehen.

Regensburg - Lese-, Lern- und Arbeitstätigkeiten mit dem immer gleichen Blickabstand auf Buch, oder Computerbildschirme lassen immer mehr Menschen kurzsichtig werden. Studien zufolge wird der Mensch um so eher kurzsichtig, je mehr „Naharbeit" er verrichtet., berichtet der deutsche Online-Reportagedienst obx-medizindirekt.

In den Industrieländern ist die Kurzsichtigkeit die häufigste Anomalie im jugendlichen Auge. Eine deutliche Zunahme lässt sich dabei in Asien beobachten. Frank Schaeffel von der Universitätsklinik Tübingen führt diesen Trend auf die hohen Verkaufszahlen für Rechner zurück.  

Der Begriff Myopie (Kurzsichtigkeit) kommt aus dem Griechischen und bedeutet „geschlossene Augen", weil schon in der Antike auffiel, dass kurzsichtige Menschen ihre Fernsicht beim Zusammenkneifen der Augen vorübergehend verbessern. Durch die Verkleinerung des Lidspaltes reduzieren sich Zerstreuungsphänomene der Lichtstrahlen und die Bildschärfe wird verbessert.

Verlängerter Augapfel

Die Kurzsichtigkeit kann die Folge einer Verlängerung des Augapfels sein. Pro Millimeter Längenwachstum wird das Auge um circa drei Dioptrien kurzsichtiger. Höhere Myopien (ab circa sechs Dioptrien) gehen mit einem erhöhten Risiko für Netzhautablösungen, Glaukom und Katarakt einher.

Das Problem des verlängerten Augapfels: Der Abstand zwischen Hornhaut und Netzhaut ist länger als bei Normalsichtigen. Die einfallenden Lichtstrahlen treffen sich nicht auf der Netzhaut, sondern davor. Das Auge ist deshalb bereits im entspannten Zustand auf nahe Entfernungen eingestellt und die Betroffenen sehen alles was sich in unmittelbarer Nähe befindet, gestochen scharf. Entfernte Objekte werden dagegen verschwommen wahrgenommen.

Naharbeit und genetische Prädisposition

Die Naharbeit wird seit einiger Zeit mit der Zunahme von Myopien in Zusammenhang gebracht. Bei Arbeiten vor dem Computer versucht das Auge sich so einstellen, dass der Brennpunkt des Lichtes knapp hinter der Netzhaut liegt. Um diese Anstrengung auszugleichen, wächst der Augapfel in die Länge.

Bei einem Teil kurzsichtiger Menschen besteht außerdem eine genetische Prädisposition. Sind beide Eltern kurzsichtig, dann sind leiden 40 Prozent der Kinder ebenfalls unter einer Myopie. Bei normalsichtigen Eltern beträgt der Anteil von myopen Kindern dagegen nur zehn Prozent. 50 Prozent aller deutschen Schulkinder sind nach dem vierten Unterrichtsjahr kurzsichtig - bei der Einschulung mit sechs Jahren ist es dagegen nur eines von 100.

Wirksam korrigiert wird die Kurzsichtigkeit mit konkav geschliffenen Minusgläsern, die den Brennpunkt zurück auf die Netzhaut verlagern. Mit Hilfe von Brillen oder Kontaktlinsen ist den Betroffenen also geholfen. Laserchirurgisch kann der Sehfehler ebenfalls korrigiert werden, durch Abhobelung der Hornhaut über der Pupille. Eine anschließende Unabhängigkeit von der Brille ist aber nicht garantiert, da ein präzises Arbeiten in dieser Region sehr schwierig ist. In seltenen Fällen ist außerdem ein weiterer Eingriff erforderlich, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.

Irrtümer in Sicht

- Augenmuskeltraining und Entspannungsübungen können Kurzsichtigkeit beheben. Das stimmt nicht. Myopie lässt sich nicht wegtrainieren. Anspannung oder Entspannung der außen ansetzenden Muskeln am Auge können die Form des Augapfels und damit auch die Kurz- oder Weitsichtigkeit nicht verändern. Auch der Ringmuskel, der lediglich die Naheinstellung steuert, kann die Kurzsichtigkeit nicht verändern.

- Kurzsichtigkeit gibt sich im Alter von alleine. Das ist nicht korrekt. Lediglich eine bestimmte Form des Grünen Stars verstärkt bei älteren Menschen die Brechkraft der Linse. Dadurch können Personen, die eigentlich eine Brille bräuchten, wieder ohne sie lesen - aber nur vorübergehend.

- Spezial-Kontaktlinsen können Kurzsichtigkeit rückgängig machen. Falsch. Es gibt extrem flach angepasste Kontaktlinsen, die einen Druck auf die Hornhaut ausüben und dadurch die Linse abplatten. Die Wirkung hält aber ohne die Kontaktlinsen nur eine oder zwei Wochen an.

- Eine Brille fördert nur die Verschlechterung der Kurzsichtigkeit: Das wird oft behauptet, stimmt aber nicht. Eine Zunahme der Myopie ist keineswegs auf einen negativen Einfluss der Sehhilfe zurückzuführen, sondern auf eine natürliche Größenzunahme des Augapfels. Jeder Millimeter macht drei Dioptrien aus.

So verringert sich das  Myopie-Risiko

- Bei lesefreudigen Kindern mit genetischer Disposition sollten frühzeitig Lesebrillen angepasst werden, die das Auge korrekt einstellen.

- Je besser die Beleuchtung beim Lesen und bei der Arbeit, desto geringer das Myopie-Risiko. Angestrengtes Lesen bei Kerzenlicht oder schummriger Beleuchtung fördert Kurzsichtigkeit.