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41 Jahre lang soll ein 80-Jähriger seine beiden Töchter missbraucht haben.

Foto: APA/Daniel Scharinger

Linz - Ein 80-jähriger Innviertler soll sich jahrzehntelang an seinen beiden Töchtern vergangen haben. Dem Mann aus dem Bezirk Braunau in Oberösterreich wird vorgeworfen, sie von 1970 bis Anfang Mai 2011 regelmäßig sexuell missbraucht und körperlich misshandelt zu haben.

Zudem soll er den Frauen - heute 53 und 45 Jahre alt - jegliche Sozialkontakte untersagt und mit ihnen nur einen Raum eines Hauses bewohnt haben. Die beiden Frauen hätten auf einer kleinen Eckbank in der Küche schlafen müssen. Das teilte die Sicherheitsdirektion Oberösterreich am Donnerstagvormittag mit und bestätigten damit einen Bericht der "Oberösterreichischen Nachrichten". 

Auch Mutter misshandelt

In den Einvernahmen berichteten die Opfer, dass sie ihr Vater wiederholt mit dem Umbringen und mit Waffen bedroht habe. Er soll auch seine Ehefrau, die vor drei Jahren starb, misshandelt haben. Die Frauen seien offenbar so eingeschüchtert worden, dass sie nie zur Polizei gingen, erklärte Sicherheitsdirektor Alois Lißl am Donnerstagvormittag.

Vergangenen Mai wollte der 80-Jährige erneut seine ältere Tochter vergewaltigen. Die Frau wehrte sich aber und stieß ihn zurück, der Mann stürzte. Er konnte nicht mehr aufstehen, seine Töchter ließen ihn am Boden liegen. Zwei Tage später riefen sie eine Sozialarbeiterin, die ihm half. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei.

Die Einvernahme des 80-Jährigen sei bereits abgeschlossen, er streite alles ab, sagte der Bezirkspolizeikommandant. Donnerstagnachmittag ist der Mann im Auftrag der zuständigen Staatsanwaltschaft Ried im Innkreis festgenommen worden.

Der 80-Jährige, der sich bisher in einem Pflegeheim aufgehalten hatte, wurde in die Justizanstalt Ried überstellt. Gegen ihn bestehe der Verdacht der Körperverletzung, des Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen, der gefährlichen Drohung, der Nötigung, der Vergewaltigung und weiterer sexueller Delikte gegen wehrlose Personen. Die Festnahme sei wegen Tatbegehungs- und wegen Fluchtgefahr erfolgt.

Töchter intellektuell beeinträchtigt

Wie die Staatsanwaltschaft Ried bekannt gab, sollen beide Frauen intellektuell beeinträchtigt sein und unter Sachwalterschaft stehen. Keine der beiden sprach bei früheren Befragungen durch Sachwalter über die Misshandlungen durch den Vater. Der Mann dürfte bei den Töchtern massive Todesängste geschürt haben, sagte Cornel Binder-Krieglstein vom Berufsverband Österreichischer Psychologen (BÖP), der selbst den Fall nur aus den Medien kennt, aber Erfahrung mit Missbrauchsopfern hat.

Der Oberösterreicher hatte wohl die Fähigkeit, die Übergriffe gegenüber Dritte zu vertuschen. "Es stellt sich die Frage, wie gut und geschickt kann der Täter dem Nachbarn, dem Postler gegenüber erklären und begründen, dass man seine Familie nicht zu sehen bekommt", so Binder-Krieglstein.

Der 80-Jährige habe ein System erzeugt, wo von Beginn an alles unter seiner Kontrolle war. War dem nicht so, wurde drakonisch bestraft. "Häusliche Gewalt ist leider ein Thema, das sehr verbreitet ist."

Es werde mindestens ein Jahr brauchen, in dem sie intensiv betreut werden. "Das Aufarbeiten von psychischen Traumata hängt von den persönlichen Ressourcen ab. Sie waren ja sehr auf eine Person fixiert, und jetzt kommen plötzlich viele Fremde", so Binder-Krieglstein. (APA)