Am 22. Oktober ist es so weit - es mündet das Franz-Liszt-Jahr quasi in seine Ursache: An diesem Tag wäre der Kosmopolit, Virtuose, Musikvisionär, Kollegenförderer und vielschichtige Komponist, dem seine Carolyne zu Sayn-Wittgenstein eher wenig tonsetzerisches Sitzfleisch attestierte, 200 Jahre alt geworden. Und: Lässt sich das Phänomen "Jubiläum" als solches schwer ergründen, hat es im Falle eines in seiner schillernden Relevanz womöglich nicht ganz verstandenen Künstlers - wie Liszt - doch den Sinn, erhellende Informationen bereitzustellen. Und ist es dann auch wieder vorbei, das Jubeljahr, bleiben immerhin die eine oder andere Einspielung. Etwa Tasso, Totentanz, Piano Music mit dem Pianisten Claudius Tanski und dem Beethoven Orchester Bonn unter der Leitung von Stefan Blunier.

Es geht hier um das, was letztlich allen blüht; das Cover schmückt denn auch ein schön geschmückter Totenkopf. Die Aufnahme mit der symphonischen Dichtung Tasso und Klavierstücken zeugt jedoch von höchst lebendiger, allerlei Gefühlsextreme auslotender Interpretation. Und sie überzeugt auch klanglich. Übrigens hört man auch eine von Minimalist John Adams orchestrierte Fassung der Trauer-Gondel No. 2. Der Ö1-Pasticcio-Preis - vergeben in Kooperation mit dem STANDARD und Musik-Redakteur Ljubisa Tosic als Jurymitglied - geht somit im August an die Einspielung Tasso, Totentanz, Piano Music. (red, DER STANDARD/RONDO - Printausgabe, 26. August 2011)