Wien - Der im Vorjahr deutlich defizitäre Güterverkehr der ÖBB kommt mit der Sanierung voran: Im Halbjahr war die Rail Cargo Austria (RCA) operativ im Plus und fuhr 2,6 Mio. Euro Betriebsergebnis (EBIT) ein. "Die Sanierungsbemühungen greifen besser als erhofft", kommentierte ÖBB-Chef Christian Kern die Halbjahreszahlen. Der Güterverkehr habe die Produktivität gesteigert: Weniger Züge fahren mit besserer Auslastung.

Die ÖBB-Strategie für den Güterverkehr gehe auf. "Wir verzichten bewusst auf nichtprofitables Geschäft", betont Kern. Dies werde auch von der Wirtschaft geschätzt. "Alle wesentlichen Kunden halten uns die Treue". Sowohl in Österreich als auch in Ungarn entwickle sich die Lage positiv.

Ziel sei es, die RCA in den nächsten Jahren auf die Nulllinie zu bringen. 2014 wolle man die Null erreichen, die Pläne seien natürlich von der Wirtschaftsentwicklung abhängig, räumt Kern ein. Trotz der leichten Reduktion der Zugkilometer bleibe der Güterverkehr-Anteil in Österreich auf der Schiene absolut Europaspitze. Österreich liege hier als Spitzenreiter in Europa klar vor der Schweiz und Deutschland.

"Keine Entwarnung"

Der Trend zur Produktivitätssteigerung und Ergebnisverbesserung sei auf allen Ebenen im Konzern sichtbar, so Kern. Es gebe aber noch "keine Entwarnung". Insbesondere die weitere Wirtschaftsentwicklung im zweiten Halbjahr könnte noch ein Risiko für die Gesamtjahresbilanz darstellen.

Im Teilkonzern RCA wurde im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich der Umsatz von 1.176 Mio. Euro um 5,9 Prozent auf 1.245 Mio. Euro gesteigert. Das EBIT drehte von minus 44,6 Mio. auf plus 2,6 Mio. Euro. Das Vorsteuerergebnis (EBT) verbesserte sich ebenfalls deutlich und stieg von minus 66,6 Mio. Euro auf minus 10,4 Mio.

Im Vorjahr war die Güterverkehrssparte tiefrot: 2010 wurde der RCA-Umsatz zwar von 2,21 auf 2,41 Mrd. Euro gesteigert, gleichzeitig aber ein Vorsteuerergebnis (EBT) von minus 353,2 Mio. Euro eingefahren.

Im Vergleich zum Vorjahr wurden im ersten Halbjahr 2011 in der RCA um 1,1 Prozent mehr Tonnen befördert. Die Tonnen-Kilometer stiegen um 4,6 Prozent auf 9.524 Millionen. Die Zugkilometer gingen um 1,2 Prozent zurück - was laut ÖBB darauf zurückzuführen ist, dass die RCA effizienter produziert hat. Die Auslastung ist im Vergleich zum Vorjahr je Zug um 6 Prozent gestiegen.

Den nun erfolgten Einstieg der französischen Staatsbahn SNCF beim künftigen ÖBB-Konkurrenten Westbahn kommentiert der ÖBB-Boss nur kurz: Die SNCF seien "ein Unternehmen, das mit Zähnen und Klauen ihr Monopol in Frankreich verteidigt". Es sei sehr interessant, dass nun ausgerechnet dieses Unternehmen sich "als Wettbewerb auf der Westbahn hochstilisiert". (APA)