Starker Auftakt: Saxofonist Max Nagl eröffnet das Jazzfestival am Freitag mit "Eight In One".

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Saalfelden - Seit gestern läuft die 32. Auflage des Jazzfestival Saalfelden, wie in den vergangenen Jahren werden der Platz vor dem Rathaus, die Hauptbühne im Congress, das Nexus (mit der Reihe Short Cuts ) sowie diverse Almwirtschaften der Umgebung beschallt. Üblich ist beim Pinzgauer Traditionsfestival auch, dass das Veranstalterteam um Michaela Mayer und Mario Steidl bei der Programmierung keine Rücksicht auf die Jazzpolizei nimmt. Dafür stehen Musiker mit Sinn für stilistische Bastarde im Mittelpunkt, Grenzgänger ohne Scheuklappen.

Heute eröffnet der heimische Saxofonist Max Nagl den Konzertreigen auf der Hauptbühne mit Eight In One, unterstützt wird er dabei u. a. von Otto Lechner (Quetschn), Noel Akchoté (Gitarre), Trompeter Steve Bernstein, Posaunist Nils Wogram sowie Pamelia Kurstin am Theremin. Danach zelebriert Pianist Matthew Shipp samt Trio die Kunst des Improvisators. Das Quartett des Trompeters Cuong Vu erprobt sein Konzept des Free Funk trifft Zen an Standards und Popsongs.

Morgen treibt das schweizerisch-belgische Quartett Trank Zappa Grappa in Varese? sein eigenes, sehr freies Spiel mit dem Humor in der Musik. Zum Abschluss zerlegt Elliott Sharp's Terraplane mit Electric Willie den Blues von Willie Dixon (Back Door Man, Spoonful, Killing Floor): Mit von der Partie sind Psychedelic-Freerock-Gitarrist Henry Kaiser sowie Bassist Melvin Gibbs, der zwischen Punkfunk, HipHop, Henry-Rollins-Hardcore und Avantjazz groovt.

Kammermusikalisch startet der Sonntag mit dem Jim Black Trio. Das französisch-dänisch-deutsche Trio Das Kapital plays Hanns Eisler kämpft nicht nur für sozialistische Internationale und Weltgerechtigkeit, sondern auch mit Augenzwinkern für eine aktualisierte und ironische Neudefinition von Politsongs. Das US-Trio The Bad Plus gibt dem Genre Progressivjazzrock mit innovativen Versionen von Nirvana-, Queen-, Black-Sabbath- oder Bee-Gees-Nummern gänzlich ironiefrei ein neues Klangkleid. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD - Printausgabe, 26. August 2011)