Vielleicht erkennt ja irgendwann jemand, wie es in Libyen wirklich gelaufen ist. Natürlich waren es nicht die Nato-Luftangriffe, die den Rebellen geholfen haben, sondern vielmehr die Sanktionen, für die sich der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) persönlich eingesetzt hat. Diesen Eindruck zumindest vermittelt Westerwelle, und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel trägt nichts dazu bei, um diese peinliche Selbstdarstellung zu unterbinden.

Zur Erinnerung: Deutschland hat sich in der Libyen-Frage gegen seine Verbündeten, gegen die USA, Frankreich und Großbritannien gestellt. Keine Zustimmung zur UN-Resolution, kein Einsatz deutscher Soldaten. Man sah vom Rand des Spielfelds aus zu. Dort steht Westerwelle nach wie vor, und angesichts der Ereignisse wäre es nicht schlecht, würde der deutsche Außenminister einfach mal schweigen. Aber Demut oder Selbstkritik waren seine Sache ja noch nie, außer es ging taktisch gar nicht mehr anders.

Doch wichtiger als Westerwelles Befindlichkeit sind ohnehin die Fragen: Wie geht es nun in Libyen weiter? Und wie kann Deutschland die Scharte auswetzen?

Es wird sich vermutlich bei den Wiederaufbauhilfen generöser zeigen müssen als geplant. Und sollte es eine UN-Friedenstruppe geben, wird Deutschland keine andere Wahl haben, als mitzumachen - trotz aller Budgetknappheit und obwohl die Kapazitäten für Auslandseinsätze am Limit sind. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.8.2011)