Geschickter Netzwerker, exzellenter Geschäftsmann oder doch nur Lobbyist und Botenstoff: Kaum ein Deal, eine Ausschreibung oder Privatisierung in den Jahren 2000 bis 2006, in dem das Agenturnetzwerk Hochegger/Valora nicht irgendwie involviert war: Telekom Austria, Dorotheum, ÖBB oder der Verkauf der Bundeswohnungen (Buwog) durch Finanzminister Karl-Heinz Grasser an die Immofinanz. Agenturgründer Peter Hochegger war immer zur Stelle. Wäre die Immofinanz nicht kollabiert, vermutlich wären weder Buwog-Affäre noch Telekom-Korruptionsskandal je aufgeflogen.

Operationsbasis des unbestritten weit verzweigten und dichten Hochegger-Netzwerks war die 2000 an die Börse gebrachte Telekom Austria. Von deren Mobilfunktochter Mobilkom (A1) aus, deren Generaldirektor 1997 Heinz Sundt war, eroberte die - zeitgemäß vom biederen Geschwisterbetrieb Dr. Hochegger&Partner auf dot.com getrimmte - Agentur Hochegger.com Österreichs größten Telekomkonzern.

Zum TA-Chef aufgestiegen betraute sie Sundt nicht nur mit Lobbying und PR, sondern auch mit der hochsensiblen internen Kommunikation. Die Vermarktung - das Gesamtvolumen aller Aufträge von 1998 bis 2009 taxieren Insider auf 25 bis 40 Millionen Euro - inkludierte selbstverständlich auch den guten Draht zum neuen TA-Eigentümervertreter Grasser. Zufall oder nicht: Den Weg in die Himmelpfortgasse pflegte Hochegger nach der "Wende" im Februar 2000 mit einem Jaguar aus dem Autohaus Grasser zurückzulegen.

Wie vertraut Hocheggers Umgang mit "KHG" und der blauen Regierungstruppe war, zeigt ein "Arbeitsfrühstück" im Hotel Imperial, in dem offen über "Fees" gesprochen worden sei, die man bei diversen Privatisierungsprojekten lukrieren wolle, wie der damalige Kabinettchef im Verkehrsministerium, Willi Berner, das Treffen dem Staatsanwalt in der Causa Buwog beschrieb. Geldtransfers über Liechtenstein oder Zypern zu Parteien und FPÖ-Politikern inklusive.

Der Buwog-Zuschlag an Immofinanz brachte den Beratern Peter Hochegger und Walter Meischberger zehn Mio. Euro an Provisionen ein, die über das Vehikel Astropolis über Zypern geschleust wurden. Unversteuert, versteht sich. Durch die Selbstanzeige beim Finanzamt fiel grelles Licht auf den Buwog-Verkauf. Brav Provisionen gezahlt haben an parteinahe "Lobbyisten" auch Banken, Bau-, Glücksspiel- und Rüstungskonzerne. Porr etwa zahlte Hochegger und Meischberger 200.000 Euro für die Vermittlung der Finanzverwaltung als Mieter im Linzer Terminal Tower.

Flexible Allianzen

Dazwischen fand Hochegger noch Zeit, um Grassers Werbetour für Klein- und Mittelbetriebe zu promoten - und um wiederkehrende Versuche, Sundt von der TA-Spitze abzulösen, abzuwehren. Als die TA die Finanz auf rund 240 Millionen Euro an zu viel bezahlten Dienstgeberbeiträgen klagen wollte, kam es zum Bruch mit Grasser. Hochegger sollte das nicht schaden. Er war mit Sundts Widersacher Rudolf Fischer und Nachfolger Boris Nemsic ohnehin gut im Geschäft. Dafür sorgten auch Kabinettsmitarbeiter des Finanzministeriums, die bei (teil)staatlichen Betrieben zugunsten der Lobbying-Agentur "sehr ungeniert" intervenierten, wie ein betroffener Ex-Vorstandsdirektor erzählt.

Für die ÖBB-Gütersparte RCA organisierte Hochegger PR-Arbeit beim umstrittenen Kauf der ungarischen Güterbahn MávCargo.

Die Ostexpansion von A1-Telekom, insbesondere in Bulgarien, brachte auch Hochegger.com auf Expansionskurs. Nach dem Kauf des Handybetreibers Mobiltel wurde ein Büro in Sofia eröffnet. Über Beratungsleistungen beim Erwerb von Velcom in Weißrussland wird gemunkelt. Beide Mobilfunker kaufte die TA Investor Martin Schlaff ab, insbesondere Weißrussland - wie heute klar ist, viel zu teuer. Ob in Minsk an TA-Top-Manager mit Brillanten bestückte Armbanduhren verteilt wurden, wie nach dem Mobiltel-Kauf, ist nicht überliefert. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.8.2011)