Du dödl di
Am 24. August erschien die seriöse Frankfurter Allgemeine mit einem etwas seltsamen Titel. Eine Meldung war folgendermaßen überschrieben:

"Du dodl di!

Kaltenbrunner

auf dem Gipfel"

Die Meldung berichtet sachlich, dass die "österreichische Extrembergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner den Gipfel des 8611 Meter hohen K2 erreicht" habe. Zum rätselhaften "Du dodl di" aber kein Wort der Erklärung. Die auf ihre eigene Kombinationskunst zurückgeworfenen Leser der FAZ fanden allerdings in derselben Ausgabe einen Nachruf auf den großen Satiriker Loriot. Viele von ihnen mögen sofort die Verbindung zu seinem unsterblichen Sketch Das Jodeldiplom hergestellt haben, der mit einer Lektion einer ernsten und gewissenhaften Lehrperson beginnt:

"Holleri du dödl di, diri diri dudl dö."

Zunächst muss festgehalten werden, dass der FAZ-Redakteur falsch zitiert hat: Es heißt nicht "du dodl di", sondern eben "du dödl di". Das ist umso bedauerlicher, als man fragen muss: Was will die FAZ uns Österreichern damit sagen? Dass wir alle losgejodelt haben, als Frau Kaltenbrunner den K2 bezwang? Dass wir aus der Sicht einer deutschen Qualitätszeitung lauter Jodeldodeln sind?

Wir erwarten zumindest, dass sich der österreichische Alpenverein mit einem geharnischten Protestbrief meldet. Loriot hätte das sicher auch gewollt. (DER STANDARD; Printausgabe, 26.8.2011)