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Chinesische Beamten vernichten verbotene Porno-DVDs

Foto: REUTERS/Grace Liang

Auf Chinesisch klang der Name der verschworenen Onlinefreunde ganz harmlos. "Yangguang Yule Lianmeng" (Sonniger Vergnügungsverein). Doch hinter dem harmlosen Namen verbarg sich ein weltumspannendes chinesischsprachiges Online-Netz für Hardcore- und Kinderpornos, dem mehr als zehn Millionen zahlende Mitglieder angehörten.

Triumphierend meldeten Pekings Behörden am Donnerstag Vollzug. Sie hätten den weltweit größten Internet-Pornoring ausgehoben. Besonders stolz sind sie darauf, dass das FBI gemeinsame Sache mit Chinas Polizei machte. FBI-Agenten nahmen am 23.Juni den Betreiber des Porno-Netzes Wang Yong in New York fest, gegen den Chinas Behörden über Interpol Haftbefehl erlassen hatten.

Zwei seiner in Texas versteckten Server wurden geschlossen, ebenso alle Internetkonten, auf die er sich Mitgliedsgebühren überweisen ließ. Gleichzeitig verhaftete Chinas Polizei rund ein Dutzend mutmaßlicher Mitorganisatoren und Webseitenbetreiber in der Volksrepublik.

1000 Seiten

Wang Yong, heute 26, war mit 19 aus Südchinas Küstenprovinz Fuzhou in die USA ausgewandert. Nachdem der Selfmade-Unternehmer sein erstes Portal "99 Sex" aufgebaut hatte, kaufte er weitere einschlägige chinesischsprachige Webseiten dazu. Nach 2007 kontrollierte er 48 Webportale mit mehr als 1000 Porno-Seiten. Chinesische Medien meldeten, dass "90 Prozent von Wangs über zehn Millionen Kunden in der Volksrepublik leben." Von ihnen hätte er umgerechnet mindestens sechs Millionen Euro kassiert.

Zum Verhängnis wurde Wang aber nicht sein "normales" Online-Sexbilder Angebot. 18 seiner Portale waren auf die auch in den USA verfolgte Kinderpornografie spezialisiert.

Obwohl Chinas Behörden seit Jahren immer wieder gegen das "Sonnige Vergnügen" vorgingen und fast 1000 Mitarbeiter und Betreiber von Wangs zahlreichen Pornoseiten innerhalb Chinas verhafteten, konnten sie wenig ausrichten. Die Hauptserver standen für sie unerreichbar in den USA. Im April 2010 willigten die US-Behörden ein, China zu helfen, Wang das Handwerk zu legen.

Seltene Kooperation

Die Zusammenarbeit der USA mit China zur Kontrolle des Internet bleibt auf den einzigartigen Fall der Bekämpfung virtueller Kinderpornografie beschränkt. Sonst trennen beide Staaten in ihrem Verständnis über die Freiheit des Netzes Welten. Am Donnerstag wurde eine neue und inzwischen dritte Verbotsliste des Pekinger Kulturministeriums bekannt, welche Lieder auf chinesischen Webseiten nichts zu suchen haben. Zu den 100 Songs, die wegen ihrer anzüglichen oder zu politischen Texten auf dem Index stehen, gehören allein sechs Lieder von Lady Gaga. Auch die Backstreet Boys mit "I want it that way", Britney Spears mit "Burning up" oder Natalie Walker mit "Cool Kids" fallen darunter. (Johnny Erling, DER STANDARD Printausgabe, 26.8.2011)