Bern - Die Schweizer Bischofskonferenz wirft der mitregierenden rechtskonservativen Schweizer Volkspartei (SVP) Volksverhetzung vor. Die Partei prangert in Anzeigen mit dem Titel "Kosovaren schlitzen Schweizer auf" Gewalttaten kosovarischer Zuwanderer an. Die Medien- und die Migrationsfachstelle der Bischofskonferenz protestierten nun laut Kathpress "aufs Schärfste" gegen die Kampagne.
"Die Publikation dieses Hetzinserates stellt einen erneuten Dammbruch in der politischen Kultur der Schweiz dar", erklärten die Bischöfe. Auf diese Weise werde ein Verbrechen zweier Täter zum Verbrechen einer ganzen Volksgruppe gemacht und unverhohlen Hass gegen die Zuwanderer geschürt. Die Kirche forderte Medien und Verlage auf, "dieser gotteslästerlichen Menschenverachtung keinen Platz mehr einzuräumen". Zugleich begrüßte sie die Entscheidung einiger Zeitungen, den Abdruck der Anzeige abzulehnen.
Mitte August hatte ein 59-jähriger Kosovare in Pfäffikon bei Zürich seine Frau sowie die Leiterin des Sozialamtes erschossen. Am gleichen Tag wurde einem Kommunalpolitiker der SVP aus dem Kanton Bern bei einer Auseinandersetzung mit zwei kosovarischen Männern im Alter von 31 und 33 Jahren die Kehle durchgeschnitten. Er überlebte Medienberichten zufolge knapp. In der Schweiz leben rund 170.000 kosovarische Zuwanderer.
Die Schweizer Gewerkschaft Unia reagierte am Montag auf die Inserate der SVP mit einer Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit. In den nächsten vier Monaten wird die Unia an ihre Mitglieder Postkarten mit Botschaften gegen Fremdenfeindlichkeit verteilen. Unter der Webseite www.ohne-uns-keine.ch können Interessierte Fahnen mit dem Kampagnen-Slogan "Ohne uns, keine Schweiz. Stopp Fremdenfeindlichkeit" bestellen und diese vor den Fenstern zu Hause oder am Arbeitsplatz aufhängen. Geplant sind laut Unia auch Aktivitäten auf öffentlichen Plätzen. Zum Abschluss der Kampagne findet am 17./18. Dezember ein internationaler Migrationstag statt. Ziel der Kampagne ist es, die Schweizer über die Wichtigkeit von MigrantInnen für die Schweiz zu informieren. So haben etwa 69 Prozent aller Bauarbeiter keinen Schweizer Pass, wie Filipa Fazendeiro-Chinarro, Gewerkschaftssekretärin der Unia Genf, sagte. Über 40 Prozent des Pflegepersonals in der Schweiz seien ebenfalls Ausländerinnen und Ausländer. Auch die großen Schweizer Pharmaunternehmen oder die Schweizer Fußball-Nationalmannschaft wären ohne Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht so erfolgreich. (APA)