Wien - Auch der ehemalige Vizekanzler und ÖVP-Chef Wilhelm Molterer gerät nun in der Telekom-Affäre ins Zwielicht. Der frühere Finanzminister hat dem Fußballklub seiner oberösterreichischen Heimatgemeinde, dem SV Sierning, einen Sponsorvertrag mit der Telekom vermittelt,hat dieser Tage die "Kleine Zeitung" aufgebracht. Ein ehemaliger Mitarbeiter Molteres bestätigt und der Austria Presseagentur, dass der Ex-Finanzminister einen Sponsorwunsch des SV-Sierning entgegengenommen und weitergeleitet habe. Molterer sei aber in Zahlungen oder sonstige Details nicht eingebunden gewesen.

Vereinspräsident Hermann Obermayr bestätigte am Freitag in den "Oberösterreichischen Nachrichten", dass der Landesliga-Verein von der Saison 2007/08 bis 2009/10 von der Telekom Austria gesponsert wurde. Im ersten Jahr gab es 22.500 Euro, in den darauffolgenden Saisonen je 20.000 Euro. Gegenleistungen seien Werbedurchsagen und Präsenz im Stadionmagazin gewesen.

Zuvor hatten bereits die "Presse" und "News" berichtet, dass auch diese Zahlung über die Firma des Lobbyisten Peter Hochegger, Valora AG, abgewickelt wurden. Auf der Rechnung des Vereins an die Valora finde sich der Name des Telekom-Mitarbeiters Michael Fischer, der auch als enger Vertrauter Molterers gelte. Fischer war ÖVP-Direktor, dort auch zuständig für Wahlkämpfe.

Behördenfunk und Ernst Strasser

Auch bei der Vergabe von neuen Polizeifunkgeräten im Jahr 2004 spielen ÖVP-Politiker eine Rolle. Im Mittelpunkt dieser Chose steht wieder einmal Ernst Strasser. Im Jahr 2003 soll der damalige ÖVP-Innenminister bei der Auftragsvergabe von neuen Polizeifunkgeräten Druck ausgeübt haben. Ein Konsortium bestehend aus Telekom Austria, dem französischen Konzern Alcatel und der US-Firma Motorola kam schließlich zum Zug. Alcatel-Österreich Chef ist der nunmehrige ÖVP Bundesrat Harald Himmer. Er soll mit Strassers Sekretär Christoph Ulmer laut "News" an dem Deal beteiligt gewesen sein.

Angeblich soll dafür über eine Million Euro von der Telekom Austria an den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly geflossen sein. Dieser ließ das am Freitag über seinen Anwalt Harald Schuster bestätigen, Mensdorff-Pouilly habe die Zahlung aber "ordnungsgemäß verbucht" sowie "der Besteuerung zugeführt".  Alacatel wiederum will nichts gezahlt haben: "Wir haben keinerlei Provisionszahlungen getätigt, an niemanden", so die Unternehmenssprecherin von Alcatel Österreich, Hanna Weinzinger am Freitag.

Ulmers Anwalt weist die Anschuldigungen laut Ö1 zurück und kündigte eine Klage gegen "News" an. Auch Himmer wies bereits die Vorwürfe genauso wie Ernst Strasser zurück, hieß es heute im Ö1-Morgenjournal. (APA/red, derStandard.at, 26.8.2011)