Bodenbildung oder kurzfristiger Rebound? Diese Frage ist derzeit schwer zu beantworten, für Entwarnung scheint es jedenfalls noch zu früh zu sein. Die US-Märkte tendieren auf Wochensicht fester. Der S&P 500 gewinnt 1,63%, während der Dow Jones 1,45% gewinnt, und die Technologietitel an der Nasdaq 1,65% steigen. Ein starker Rebound sieht anders aus.
Auf Branchensicht war jeder Sektor im Plus, was klar positiv zu interpretieren ist. Die Gewinnerliste führen allerdings Titel aus dem Healthcare-Sektor (+2,41) an, gefolgt von Industrietiteln (+2,40). Relative Schwäche zeigten hingegen Energietitel (+0,43%) sowie der nichtzyklische Konsumsektor (+0,77%). Die Märkte fiebern der heutigen Ansprache von Ben Bernanke in Jackson Hole entgegen. Es scheint, als wäre die Hoffnung auf eine rasche Neuauflage von Quantitative Easing sukzessive gefallen. Angesichts der offiziellen Inflationsrate von 3,5% sind die Handlungsoptionen für die Federal Reserve jedenfalls stark eingeschränkt.
Die US-Konjunkturdaten bleiben enttäuschend
Die New Home Sales, der Richmond-Fed-Index aber auch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wurden deutlich schwächer als vom Konsens prognostiziert ausgewiesen. Lediglich die Auftragseingänge der langlebigen Wirtschaftsgüter überraschten positiv. Der Frühindikator des ECRI (Economic Cycle Research Institute) ist in der Vorwoche auf ein neues Jahrestief gefallen. Nachdem bereits der Philly-Fed-Index in der Vorwoche dramatisch (auf -30,7) einbrach, mehren sich die Hinweise auf eine US-Rezession. Das sind schlechte Voraussetzungen für eine baldige Erholung des Aktienmarktes.
Bank of America stand im Fokus der Märkte. Warren Buffet gab bekannt, für USD 5 Mrd. Vorzugsaktien zu erwerben. Dies wurde vom Markt als Vertrauensbeweis des „Orakels von Omaha" bewertet, die Aktie haussierte um mehr als 25%. Die Kursaufschläge wurden jedoch sofort für ein „sell the rally" genutzt, am Ende blieb lediglich ein Plus von 9%. Nachdem es zahlreiche Spekulationen rund um den Finanzgiganten gab, hieß es nun seitens des Vorstands, dass man definitiv keine Kapitalerhöhung benötigen werde. Man werde zusätzlich 3.500 Stellen abbauen, Kosten senken und sich von Beteiligungen trennen. So plane man den Verkauf des Kreditkartenbusiness in Irland, Großbritannien und Kanada. Man werde zudem die Kooperation mit der China Construction Bank bis Ende 2012 verlängern. Dies beruhigte die Märkte jedoch nur kurz, weiterhin gibt es viele Fragezeichen. So fordert AIG Schadenersatz in Höhe von USD 10 Mrd.
Bei Apple geht eine Ära zu Ende. Steve Jobs gab bekannt, sein Amt als Vorstandschef aus gesundheitlichen Gründen niederzulegen. Er wird jedoch weiterhin im Aufsichtsrat tätig sein. Die Märkte reagierten überraschend positiv. Die Aktie fiel nach Bekanntgabe lediglich 1%. Apple gab zudem bekannt, dass man eine Billigversion des iPhone 4 lancieren möchte. Es soll einen Speicher von 8GB haben und speziell auf die Hoffnungsmärkte in Asien abzielen. Allein in China hat sich der iPhone-Absatz im 2. Quartal versechsfacht. Das iPhone 5 ist zudem für Ende September angekündigt.
Hewlett Packard gab in der Vorwoche bekannt, sich vom PC-Geschäft trennen zu wollen. Dies ist eine radikale Kehrtwende und absolut bezeichnend für die Markaussichten im PC-Geschäft. Die Aktie wurde deutlich abgestraft und tendiert auf Wochensicht 15% tiefer. Der Strategieschwenk scheint bei IBM bereits Früchte zu tragen. Während HP die Erlöse zuletzt nur um 1% steigern konnte, stiegen die Umsätze bei IBM um 12% und der Vorsteuergewinn stieg um 7% auf USD 4,9 Mrd. Die Umsatzrendite belief sich bei HP auf 7,7%, bei IBM auf mehr als 18%. Mit der Akquisition von Autonomy möchte man nun die Dienstleistungssparte stärken und den Umschwung auf die Cloud-Technologie schaffen. In der nächsten Handelswoche werden der ISM-Index und auch die Bekanntgabe des Case-Shiller-Index für Impulse sorgen. Wir gehen weiterhin davon aus, dass es für Zukäufe am US-Aktienmarkt noch zu früh scheint. Besonders das positive Sentiment stimmt uns vorsichtig. Die Privatanleger haben lt. AAII ihren bullishen Anteil von 35 auf 36% erhöht. Die Fondsmanager wurden lt. NAAIM-Index ein wenig pessimistischer, während die Investors Intelligence Umfrage einen bullishen Anteil von 41% ausweist. Zwar gehen die Werte langsam in die richtige Richtung, es sind jedoch noch keine Panik-Werte erreicht, die eine endgültige Kapitulation und somit eine positive Trendwende signalisieren würden.