Kay Oberbeck, Sprecher von Google Deutschland, Österreich und Schweiz

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Hitze-News bei Google

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Mit der "Filter Bubbles"-Aktion hat derStandard.at seine Leser aufgerufen, am 25. August 2011 um Punkt 12:00 Uhr auf google.at gesammelt nach dem Begriff "Hitze" zu suchen. Wichtiges Detail dabei war, dass die User nicht eingeloggt sein durften. Die eingesandten Screenshots - eine Auswahl finden Sie hier - veranschaulichen gut die Personalisierung des Internet.

Auf den ersten Blick gleichen sich die Ergebnisse stark, bei genauerem Hinsehen sind jedoch Unterschiede auszumachen. So erscheinen beim Großteil der Einsendungen dieselben Ergebnisse unter den Top 6, sind jedoch unterschiedlich angeordnet. Unter der Rubrik "News zu Hitze", die bei über 90 Prozent der Einsendungenunter den ersten drei Treffern aufscheint, variieren die Medien. Als häufigste Kombination werden Berichte des ORF, der Salzburger Nachrichten sowie spiegel.de angeführt, es gibt aber auch Variationen, wie beispielweise News oder die Kleine Zeitung.

Stellungnahme von Google

Nach der Screenshot-Analyse befragte derStandard.at Kay Oberbeck, Unternehmenssprecher von Google für Deutschland, Österreich und die Schweiz, zu den Ursachen der Ergebnisse und die nächsten Vorhaben im Bereich "Personalisierte Suche".

derStandard.at: Woran liegt es, dass unsere User unterschiedliche Suchergebnisse erhalten haben?

Kay Oberbeck: Der erste Grund ist, dass jeder Internet-Provider seine speziellen IP-Bereiche hat. Da die IP-Adresse unter anderem angibt, aus welcher Region ins Internet gegangen wird, kann das auch Auswirkungen auf die Suchergebnisse haben. Zweitens ist die Klick-Historie der letzten 180 Tage von dem Browser, mit dem die Suche getätigt wurde, unterschiedlich. Drittens hängt es davon ab, ob die personalisierte Suche vom User ausgeschaltet worden ist oder aktiviert bleibt. Auch die Deaktivierung von Cookies ändert naturgemäß die Suchergebnisse.

derStandard.at:
Wohin geht die Reise im Bereich "Personalisierte Suche"?

Oberbeck:
Der Trend geht in die Richtung, dass auf dem mobilen Gerät ebenso relevante Suchergebnisse geliefert werden können wie am Standgerät. Es ist eine enorme Herausforderung, aus einer permanent zunehmenden Masse von Informationen in dem Umfeld, in dem man sich gerade aufhält, die relevanten Informationen zu finden. Es geht auch darum, nicht nur Textinformationen anzubieten, sondern vielleicht auch mal eine Karte oder ein Video, also herauszufinden, welche Frage sich tatsächlich hinter einem Suchbegriff verbirgt. Wir haben alleine im letzten Jahr über 500 Verbesserungen an der Suchmaschine gemacht. Auch soziale Signale wie Google+, Echtzeitsuche oder zum Beispiel die Fundstellen-Bewertungen von Freunden werden wir in Zukunft sehr viel häufiger sehen.

derStandard.at: Sieht Google auch Gefahren in der Personalisierung?

Oberbeck: Die obersten Prinzipien zum Schutz der Privatsphäre sehen wir in der Wahlfreiheit, der Transparenz und Kontrollmöglichkeit für die Nutzer. Personalisierung ist sinnvoll, weil der Nutzer schneller zu relevanten Informationen kommt. Jedoch muss der Nutzer immer die freie Wahl haben, ob er solch einen Service einsetzt oder nicht. In punkto Transparenz wollen wir klar erläutern, was passiert, wenn der Nutzer Datenschutzeinstellungen vornimmt oder ein Konto einrichtet. Wir wollen ihm auch die  Möglichkeit geben, dass er bestimmte Einstellungen jeder Zeit wechseln und ändern kann. Weiters kann er die seinem Konto zugewiesenen Informationen jederzeit exportieren und damit zu einem anderen Anbieter wechseln. Zu den Cookies, die im Browser installiert werden: Cookies merken sich keine Suchabfragen. Die Cookies merken sich die Ländereinstellung oder die Sprache.

derStandard.at: Wir stark spielen finanzielle Beweggründe der rasanten Personalisierungsentwicklung in die Hände?

Oberbeck: Was Google antreibt und uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind, ist der Fokus unserer Aktivitäten auf den Nutzer. Wir schauen in erster Linie nicht auf Monetarisierungsmöglichkeiten, sondern konzentrieren uns auf den User. Der Rest kommt von ganz alleine. Wir wollen zuerst ein Produkt auf den Markt bringen, von dem die Nutzer fasziniert sind. Erst dann überlegen wir uns, wie wir damit Geld verdienen können. So wurde auch unser Werbeprogramm AdWords erst vier Jahre nach Gründung zu dem, was es heute ist. Wir haben bisher bei vielen Produkten, wie beispielsweise Google Earth, noch kein Werbeformat gefunden, das dem Nutzer weiterhilft. Deshalb gibt es in Google Earth auch keine Werbung. Google ist eine Technologie-Firma, erwirtschaftet seine Umsätze mit Werbeanzeigen und ist gewinnorientiert.

derStandard.at: Wie will Google die Diversität der Suchergebnisse in Zukunft garantieren?

Oberbeck: Der Suchalgorithmus besteht aus ungefähr 200 Signalen und es wird laufend daran gearbeitet. Vor kurzem haben wir beispielsweise die Panda-Initiative gelauncht, um noch mehr relevanten Content anzeigen zu können. (derStandard.at, 26.8.2011)