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Die Bewohner North Carolinas heißen "Irene" nicht willkommen.

Foto: REUTERS/Steve Nesius

Miami/New York - Hurrikan "Irene" hat sich auf seinem Weg von der Karibik zur Ostküste der USA leicht abgeschwächt. Das National Hurricane Center stufte den Wirbelsturm am Freitag auf die Kategorie 2 herab. Allerdings liege "Irene" am oberen Ende der Stufe 2 und könne bald wieder die Voraussetzungen für die Kategorie 3 erreichen. Nach Angaben des Hurrikanzentrums in Miami bewegt sich "Irene" mit rund 20 Kilometern pro Stunde auf die schmale Inselkette Outer Banks (US-Bundesstaat North Carolina) zu. Der Sturm wirbelt mit Windgeschwindigkeiten bis zu 177 Stundenkilometern (110 Meilen). Zahlreiche Bundesstaaten entlang der Atlantikküste der USA verhängten vorbeugend den Notstand.

CNN berichtete unter Berufung auf Experten, dass in den kommenden Tagen bis zu 80 Millionen Menschen von dem Monstersturm betroffen werden könnten. Nach bisherigen Berechnungen soll "Irene" am Sonntag die Metropole New York mit 15 Millionen Einwohnern treffen. Dort wurden bereits am Freitag in den niedriger gelegenen Stadtteilen, darunter auch in Manhattan, Krankenhäuser und Altersheime evakuiert.

Im Nachbarstaat New Jersey wurden mehrere Gefängnisse geleert und die Häftlinge in höher gelegene Sicherheitsbauten transportiert. Ganz New York könnte am Samstag zur Fußgängerzone werden, falls die Stadt den gesamten Verkehr stilllegen sollte.

New York in Alarmbereitschaft

Treten die Wetterprognosen ein, wird erstmals seit drei Jahren wieder ein Hurrikan die Küste treffen und Experten zufolge Schäden in Milliardenhöhe anrichten. Als erstes dürfte der Sturm im Bundesstaat North Carolina ankommen und dann weiter nach Norden ziehen. Zahlreiche Metropolen werden die Ausläufer mit heftigen Regenfällen zu spüren bekommen. Auch New York ist in Alarmbereitschaft. Hier könnten die größten Schäden für die sowieso schon geschwächte Wirtschaft und die unter ungewöhnlich vielen und teuren Naturkatastrophen ächzenden Versicherer anfallen.

Bedroht sind alle Einwohner an und in der Nähe der Atlantikküste von North Carolina bis hoch nach Cape Cod unweit von Boston. Bundesstaaten, Städte, Häfen, Konzerne und Atomkraftwerke bereiten sich auf das Schlimmste vor und holen die Notfallpläne aus den Schubladen. Die Menschen vor Ort decken sich mit Nahrung, Wasser und Benzin ein und versuchen ihre Häuser, Autos und Boote sicher zu machen. "Ich habe meinen Tank mit Benzin aufgefüllt, falls ich eilig weg muss", sagte Patricia Stapleton aus Newport, North Carolina. "Außerdem habe ich alles aus dem Garten genommen, alles was in Fenster fliegen kann." US-Präsident Barack Obama rief bereits den Notstand für North Carolina aus, um dem Staat schneller Bundeshilfen zukommen zu lassen.

Seit Jahrzehnten keine schweren Hurrikane

Der Sturm zieht von den Bahamas nach Norden, hat Florida verschont und wird am Samstag in North Carolina erwartet. Am Sonntag könnte dann New York dran sein. Die 8,4 Millionen Einwohner waren wie viele andere Menschen an der Ostküste gerade erst durch ein Erdbeben, das am Ende aber keine Todesopfer verursachte, in Unruhe versetzt worden.

Nun dürfte "Irene" dem Finanz- und Kulturzentrum der USA Windgeschwindigkeiten von mehr als 150 km/h bescheren. Bürgermeister Michael Bloomberg hat bereits vor Überschwemmungen gewarnt. Am Montag könnte die Stadt noch immer still stehen, was Tausende Konzerne in Manhattan und die Börse an der Wall Street treffen würde. Denn wegen des Sturm muss womöglich schon am Wochenende das öffentliche Transportsystem - mit acht Millionen Passagieren pro Tag das größte des Landes - geschlossen werden. Anders als im Rest der USA haben viele New Yorker kein Auto und sind auf Bus, U-Bahn und Regionalzüge angewiesen.

Der Nordosten der Vereinigten Staaten ist seit Jahrzehnten von schweren Hurrikanen verschont geblieben. Zuletzt hatte 2008 der Hurrikan "Ike" die südliche US-Küste in Texas getroffen. Nur "Katrina" hatte 2005 in New Orleans noch größere Schäden angerichtet. "Ike" kostete nach Daten des weltgrößten Rückversicherers Münchener Rück insgesamt 38,3 Milliarden Dollar, davon mussten die Versicherer 18,5 Milliarden tragen. "Bezogen auf die Überflutungen könnte dies ein Jahrhundert-Ereignis werden", warnte der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, vor "Irene". In Puerto Rico ist durch Überschwemmungen nach dem Sturm mindestens ein Mensch ums Leben gekommen, in der Dominikanischen Republik waren es zwei. (APA)