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Klaus Wowereit bei einer Wahlveranstaltung in Berlin-Wilmersdorf

Foto: Reuters/Schwarz

Berlin/München - Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat "großes Verständnis" für die am Rande des Staatsbesuchs von Papst Benedikt XVI. im September angekündigten Proteste gegen die Sexuallehre der katholischen Kirche.

"Ich verstehe, und das ist auch in Ordnung, dass Bürgerinnen und Bürger den Papstbesuch benutzen, um hier darauf aufmerksam zu machen, dass die katholische Kirche mit ihrer Lehre Thesen vertritt, die weit in die zurückliegenden Jahrtausende gehören, aber nicht in die Neuzeit", sagte Wowereit der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.

"Insofern habe ich großes Verständnis dafür, immer vorausgesetzt, dass diese Proteste im friedlichen und demokratischen Rahmen passieren. Damit muss die katholische Kirche leben. Das widerspricht auch nicht einer Gastfreundschaft, die wir bei einem Staatsbesuch zeigen sollen", sagte Wowereit.

"Herzlich willkommen"

Auf die Nachfrage, ob er damit nicht indirekt zu Demonstrationen gegen den Besuch des Papstes aufruft, sagte Wowereit: "Nein, das tue ich nicht." Berlin freue sich auf den Besuch Benedikts XVI. "Er ist in der Hauptstadt herzlich willkommen."

Wowereit wird den Papst am 22. September treffen. Vor der Messe im Olympiastadion will sich Benedikt XVI. dort in Begleitung von Wowereit in das Goldene Buch der Stadt eintragen. "Ich nehme an, dass der Papst informiert wird, wenn es ihn interessiert, dass ich mit einem Freund zusammenlebe", sagte Wowereit, der sich zu seiner Homosexualität offen bekennt.

Er werde den Papst gebührend wie einen Staatsgast empfangen. "Der Regierende Bürgermeister ist der Regierende Bürgermeister dieser Stadt - und das bedeutet, dass er Staatsgäste so behandelt, wie sie protokollarisch und auch von der Gastfreundschaft zu behandeln sind. Das bedeutet, dass meine persönliche Lebensweise nicht die vorderste Rolle spielen darf - und sollte."

CSU warnt vor Intoleranz

Der bayerische CSU-Politiker Thomas Goppel übte Kritik an Wowereits Haltung. "Großes Verständnis" für die Proteste seien eine "ungewöhnliche" Empfehlung, kritisierte der frühere bayerische Wissenschaftsminister am Freitag. Der Papst komme als Staatsoberhaupt zu einem Staatsbesuch. "Da er ein Staatsoberhaupt ist, hat der Regierende Bürgermeister von Berlin sich da herauszuhalten."

Goppel warnte anlässlich der angekündigten Proteste gegen den Papst auch vor religiöser Intoleranz. Er verwies auf die Unterdrückung der Religionsfreiheit in der DDR und während des NS-Regimes: "Wenn wir bedenken, was in unserer deutschen Geschichte mit Blick auf die Religionen gesündigt worden ist, dann sollten wir nicht der katholischen Kirche etwas aufladen, was wir schon mehrfach in der Vergangenheit bereut haben." Goppel ist Vorsitzender des Gesprächskreises Christsoziale Katholiken in der CSU.

Der Papst besucht Deutschland vom 22. bis 25. September. Stationen neben Berlin sind Erfurt, das thüringische Eichsfeld und Freiburg. In der Hauptstadt planen zahlreiche Verbände und Initiativen Proteste, darunter eine große Demonstration während der Rede des Pontifex im Bundestag. Sie richten sich vor allem gegen die restriktive Haltung des Papstes bei Kondomen, die Ablehnung der Abtreibung sowie die "Diskriminierung" homosexueller Menschen. (APA)