Foto: Andreas Hackl
Foto: Andreas Hackl

„Ich bin froh, dass uns wenigstens irgendjemand in der Welt mag", erklärt ein junger Mann am vollen Safra Platz in Jerusalem. Weil er sich von der internationalen Gemeinschaft verlassen fühlt, weil die Araber um vieles mächtiger seien als Israel, und weil endlich einmal ein Christ die Hand nach den israelischen Juden ausstreckt, wollte er unbedingt dabei sein, wenn der amerikanische Entertainer Glenn Beck Israel „Mut macht". Unter dem Titel „Restoring Courage" sprach der konservative TV-Star und Hobby-Prophet diese Woche zu tausenden Fans in Israel.

Eine seiner Anhängerinnen ist Rachel, die abwechselnd in den USA und in Israel lebt. „Wir sind hier auf drei Seiten von Palästinensern umzingelt, die uns alle umbringen wollen. Glenn Beck ist einer, der gemeinsam mit uns Israelis kämpft", sagt sie. Dann erscheint Beck auf der riesigen Leinwand, die seine Show live aus der Jerusalemer Altstadt überträgt. „Was in Israel passiert, beeinflusst die gesamte Welt. Und die Welt wartet auf jemanden, der die Menschen anführt. Nun ja, wir sind die Anführer!", ruft er vom Rednerpult, woraufhin viele aufstehen, klatschen und laut jubeln.

„Extrem und kontrovers"

Glenn Becks Wanderzirkus scheint vielen Israelis aus dem Herzen zu sprechen. Dabei hat sogar der rechtskonservative US-Fernsehsender Fox News Beck wegen seinen verbalen Ausrutschern gefeuert. Er hatte Obama einen Rassisten genannt, der ein Problem mit Weißen habe. Die norwegischen Jugendlichen, die bei dem Massaker am 22. Juli erschossen wurden, verglich er mit der Hitlerjugend. Seine anti-semitischen Aussagen sind kein Geheimnis. Prominente amerikanische Juden hatten Israel im Vorfeld gewarnt, dass Beck „extreme und kontroverse" Ansichten habe und auf Kosten Israels eine Werbetour für seinen TV-Sender abhalte. Neben dem Geschäft geht es Beck auch um den Glauben. Er ist ein Mormone, der das baldige Armageddon und damit den Endkampf zwischen gut und böse prophezeit. Doch den Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat schien all das wenig zu stören, als er am Mittwoch von Becks Bühne eine Rede hielt. Er lobte Jerusalem als eine Stadt in den Himmel, die „so frei für alle Glaubensrichtungen ist, wie noch nie in der Geschichte."

Auch Beck sprach über das Nebeneinander der Religionen. Dafür zeigte er einige Beispiele. Wie das Restaurant Maxim in Haifa, das gemeinsam von Juden und palästinensischen Christen geleitet wird. Selbst nachdem 2003 ein Anschlag der militanten Gruppierung Islamischer Jihad 21 Personen tötete, haben die Besitzer des Lokals weitergemacht. „Das ist wahre Stärke", kommentiert Beck. Auch die Supermarktkette von Rami Levi sei „ein Beispiel der Toleranz", weil dort auch Palästinenser arbeiten. Doch wie bei allen anderen Dingen beleuchtet Beck auch hier nur einen beschränkten Teil der Realität. Dieselbe Supermarktkette hatte nämlich vor kurzem Palästinenser gekündigt, weil eine Liebesaffäre zwischen einem Palästinenser und einer jüdischen Mitarbeiterin von Rabbis als unmoralische Vermischung kritisiert wurde.

Unter dem Strich ist Becks Vorführung ein verwirrendes Gemisch aus Religion, Politik und Emotionen. In einem Atemzug spricht er sich für das Zusammenleben von Juden, Muslimen und Christen aus, im nächsten attackiert er die ägyptische Revolution und warnt vor „Gaskammern", die man dort jetzt angeblich bauen will. Doch die Begeisterung des Publikums scheint besonders in seiner nationalistischen Rhetorik zu liegen. „Auf einem Quadratkilometer Israel findet man mehr Mut, als in ganz Europa", donnert er von der Bühne. Dann zieht er über die „internationalen Gremien" her, womit er wohl die Uno meint, kritisiert Diplomaten und Menschenrechte, bis er letztendlich zu weinen beginnt und mit schluchzender Stimme sagt: „Wir müssen unsere Ärmel hochkrempeln. Wir werden Hoffnung und Glauben wiederfinden. Gott ist bei Israel."