Teheran - Nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen 2009, die Mahmud Ahmadi-Nejad eine zweite Amtszeit bescherten, waren reguläre Gedenk- und Aufmarschtage im Iran immer auch für subversive Aktionen der Opposition gut: Sie drehte den Spieß um und demonstrierte nicht mit, sondern gegen das Regime.

Diesem ist durch brutale Repression gelungen, diese Bewegung einzudämmen. In Teheran und anderen Städten des Iran haben am Freitag Zehntausende den Ghods-Tag (die persische Version von Quds, Jerusalem) begangen und mit "Tod Israel" und "Tod Amerika" ihre Solidarität mit den Palästinensern bekundet.

Keine Milch in Teheran

Was nicht heißen soll, dass alle Iraner das so sehen. Ein nettes Zeugnis für die iranische Subversivität wird dem Standard am Telefon erzählt: Eine Bekannte geht Freitagfrüh Milch kaufen. "Gibt es noch nicht", sagt der Greißler. "Wieso das denn?" "Die Kühe sind alle bei der Demonstration."

Der Al-Quds-Tag wurde von Revolutionsführer Khomeini erfunden: Am letzten Freitag im Ramadan soll für die Befreiung Jerusalems, einer auch für Muslime heiligen Stadt, gebetet und demonstriert werden. In Kairo, wo ein von Islamisten organisierter "Marsch der Millionen" zur israelischen Botschaften stattfinden sollte, blieb die Beteiligung hinter den Erwartungen zurück. (guha/DER STANDARD, Printausgabe, 27.8.2011)