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Usain Bolt (re) geht im Endlauf über 100 Meter zu früh aus den Startblöcken...

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...und realisiert sofort sein Verhängnis.

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Damit war der Weg frei für einen souveränen Erfolg von Landsmann Yohan Blake.

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Daegu - Noch auf der Bahn riss sich Usain Bolt das Trikot vom Leib und starrte entgeistert auf die Anzeigetafel. Der kräftige Mann war ein Haufen Elend, drückte sein Gesicht gegen eine blaue Wand. Hätte man ihm eine Schaufel gereicht, er hätte sich ein Loch gegraben, um darin zu verschwinden. Eine Legende wollte der dreifache Olympionike aus Jamaika werden, und dann passierte am Sonntag bei den 13. Leichtathletik-Weltmeisterschaften im südkoreanischen Daegu Folgendes: Es war 13.45 Uhr mitteleuropäischer Zeit, als das Finale über 100 Meter gestartet wurde. Bolt war der haushohe Favorit, es sollte ein Solo werden, zumal die härtesten Konkurrenten fehlten. Wegen Verletzungen oder Dopings. Bolt, der dreifache Weltmeister von Berlin 2009, wirkte souverän und entschlossen, als er im Startblock hockte. Der 25-Jährige strich sich das Haar, kratzte den Kinnbart und ließ für seine Fans die Bizeps hüpfen.

Keine Toleranz

Urplötzlich, noch vor dem Schuss, machte er sich auf die kurze Reise. Sie dauerte nur vier Schritte, dann wurde sie quasi zurückgeschossen. Bolt hatte einen veritablen Fehlstart hingelegt. Und der wird in diesem brutalen Sport mit einer Disqualifikation bestraft, der Weltverband kennt da null Toleranz. Im Stadion war es mucksmäuschenstill. Bolt wurde in die Katakomben verwiesen. "Wenn ich einen guten Start erwische, werde ich mit Leichtigkeit gewinnen", hatte er vor dem Showdown gesagt. Er erwischte einen ganz schlechten.

Das Finale wurde dann trotzdem gelaufen. Es verkam fast zur Nebensächlichkeit. Ein anderer Jamaikaner,Yohan Blake, hat es gewonnen. Der 21-Jährige benötigte 9,92 Sekunden, Bolts Weltrekord steht bei 9,58. Silber holte Walter Dix aus den USA (10,08), Bronze Kim Collins aus Saint Kitts and Nevis (10,11). Blake: "Ich habe mein ganzes Leben für diesen Moment gearbeitet." 2009 war der neue Weltmeister für drei Monate gesperrt gewesen, bei den Landesmeisterschaften in Kingston wurde er positiv auf ein Stimulanzium getestet, das damals noch nicht auf der Liste der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada aufschien. Deshalb war Blake milde bestraft worden.

Blake bedauerte Bolt, der über 200 Meter und in der Staffel den Schaden minimieren könnte. "Ich kann keine Worte finden, um das zu erklären. Usain war immer für mich da. Ich könnte heulen." Bolt trotzte nach der Medaillen-Vergabe, sagte kurz angebunden: "Suchen sie nach Tränen? Das wird nicht passieren."

Auch der erste große Auftritt von "Blade Runner" Oscar Pistorius war schon nach wenigen Schritten beendet. Abdou Razack Rabo Samma hatte gezuckt. Mit seinem Fehlstart zögerte der Nigerianer den historischen Moment aber nur um ein paar Minuten hinaus. Dann war es soweit: Pistorius lief als erster beinamputierter Athlet bei einer Leichtathletik-WM der Nicht-Behinderten durchs Ziel. Nach 45,36 Sekunden war die Show vorbei und der 24-Jährige im Halbfinale der 400 Meter. "Es war viel Druck, und ich bin froh, dass es vorbei ist. Ich bin glücklich mit der Zeit. Aber ich weiß nicht, ob sie reicht, um ins Finale zu kommen", sagte Pistorius. Der Südafrikaner, Dritter des letzten Vorlaufs, müsste sich im Halbfinale am Montag (13 Uhr MESZ) aber deutlich steigern, um eine realistische Chance auf den Finaleinzug zu haben. 13 Läufer waren in den insgesamt fünf Vorläufen schneller. (APA, red; DER STANDARD Printausgabe 29. August 2011)

Ergebnis 100 m der Männer (-1,4 m/s = Gegenwind): 1. Yoan Blake 9,92 Sekunden - 2. Walter Dix (USA) 10,08 - 3. Kim Colins (SKN) 10,09. Weiter: Usain Bolt (JAM) nach Fehlstart disqualifiziert