Kathmandu - Zwei Wochen nach dem überraschenden Rücktritt des nepalesischen Ministerpräsidenten hat die Himalaja-Republik wieder einen Regierungschef. Das Parlament in Kathmandu wählte am Sonntag den stellvertretenden Parteichef der Maoisten, Baburam Bhattarai, ins Amt. Für ihn stimmten 340 der 601 Abgeordneten in der verfassunggebenden Versammlung. Auf den Kandidaten der nepalesischen Kongresspartei, Ram Chandra Poudel, entfielen 235 Stimmen.

Bhattarais Vorgänger, Jhalanath Khanal von der gemäßigten Kommunistischen Partei CPN-UML, war Mitte August nach nur sechs Monaten im Amt zurückgetreten. Als Grund hatte er die mangelnde Unterstützung der verschiedenen politischen Parteien angegeben, die ihn daran hindere, eine neue Verfassung fertigzustellen und den Friedensprozess mit den Maoisten zu einem Abschluss zu bringen.

Die bereits mehrfach verschobene Frist zur Fertigstellung eines neuen Verfassungsentwurfs läuft Ende des Monats aus. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Parlamentarier sich erneut auf eine mehrmonatige Fristverlängerung verständigen werden. Bhattarai machte dazu am Sonntag keine Angaben. "Meine Aufgaben sind die Vollendung des Friedensprozesses und die Ausarbeitung der Verfassung", sagte er.

Während des Bürgerkrieges war der heute 57-Jährige Stellvertreter des maoistischen Rebellenchefs Pushpa Kamal Dahal genannt Prachanda. Dieser hatte nach den Parlamentswahlen 2008 ebenfalls mehrere Monate als Chef einer brüchigen Koalitionsregierung amtiert. Die Maoisten hatten die ersten freien Wahlen nach Ende des Bürgerkriegs gewonnen, allerdings fehlten ihnen wenige Stimmen für eine Alleinregierung. (APA)