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Foto: DAVID MOIR / REUTERS

So sehr Google sich bemüht laufend an der technischen Seite seines - offiziell noch immer als "limitierter Feldtest" firmierenden - sozialen Netzwerkes zu feilen, so mehrdeutig gibt man sich bislang ausgerechnet beim bislang umstrittensten Punkt der Google+-Regeln: Geht es um den Zwang zur Verwendung von Klarnamen - und die massiv geäußerte Kritik an dieser Regelung - fallen Statements des Softwareherstellers bislang reichlich einsilbig aus.

Absage

Diese Phase des - relativen - Schweigens beendet nun Google-Vorsitzender Eric Schmidt: Andy Carvin von NPR (ehemals: National Public Radio der USA) konnte Schmidt im Rahmen des International TV Festivals in Edingburgh kurze Fragen zu dem Thema stellen, und bekam dabei Antworten, die an Deutlichkeit kaum zu wünschen übrig lassen. Google+ sei ein Service, der von Grund auf auf echte Identitäten ausgelegt sei, entsprechend sei es unumgänglich, dass die NutzerInnen ihren eigene Namen nutzen.

"Keiner zwingt Sie Google+ zu verwenden"

Wer Angst um seine Sicherheit habe, wenn er seinen echten Namen verwende, solle das Service einfach nicht nutzen: "Keiner zwingt Sie Google+ zu verwenden", so Schmidt. Und in den immer wieder angeführten Länder mit repressiven Regimen gebe es ohnehin keinerlei Privatsphäre. Schmidt zeigt sich aber auch jenseits von Google+ von den Meriten einer netzweiten Klarnamensregelung überzeugt: "Es wäre für das Internet besser, wenn wir wissen, dass hinter einem Namen eine echte Person steckt und kein Fake oder ein Hund", wird der ehemalige Google-CEO deutlich.

Widersprüchliches

So unmissverständlich die Aussagen auch sein mögen, für aufmerksame BeobachterInnen der Causa kommen sie zum jetzigen Zeitpunkt wohl trotzdem etwas überraschend. Hatte doch erst vor wenigen Tagen Bradley Horowitz, als Vizepräsident für Google+ zuständig, in einem Video-Interview mit Tim O'Reilly noch ganz andere Töne angeschlagen. Man wisse sehr genau um den Wert von Anonymität und Pseudonymität im Internet, so Horowitz. Dieses seien einfach derzeit von Google+ noch nicht abgedeckte Szenarien, ähnlich wie der fehlende Zugang für Jugendliche oder auch Google-Apps-NutzerInnen.

Nicht zuletzt aufgrund der massiven Kritik arbeite man aber mit Hochdruck an einer Möglichkeit, Pseudonym-Accounts zuzulassen, es gebe hier keinerlei grundlegende moralische Opposition, versichert Horowitz. Allerdings wolle man dies auf eine Weise vornehmen, von der die "gesamte Community" profitiere, betont der Google+-VP, ohne auf weitere Details einzugehen.

Unruhe

Beide Aussagen sind also nur schwerlich in ein stringentes Gesamtbild zu bringen, warum dem so ist, darf nur spekuliert werden. So waren in den letzten Tagen Berichte aufgetaucht, dass es auch innerhalb von Google massive Auseinandersetzungen zu dem Thema gibt, viel Angestellte intern schon seit Monaten Lobby-Arbeit für eine Richtungsänderung machen. So sollen etwa rund 10 Prozent aller Google-Angestellten eine Petition zur Änderung der aktuellen Herangehensweise unterschrieben haben, einzelne aus Protest gar dem Konzern den Rücken gekehrt haben. (apo, derStandard.at, 29.08.11)