Sirte liegt im Norden des Landes, zwischen den beiden größten Städten Libyens, Tripolis und Bengasi.
Noch leistet die Hafenstadt Sirte erbitterten Widerstand gegen das Vorrücken der Rebellen. Die Geburtsstadt des gestürzten Machthabers Muammar al Gaddafi wird seit Freitag von den Aufständischen eingekesselt. Der Übergangsrat versucht mit den letzten noch verbliebenen Gaddafi-Anhängern über eine kampflose Übergabe der Stadt zu verhandeln. Bisher ohne Erfolg. Während sich die Soldaten des Machthabers aus weiten Teilen des Landes zurückgezogen haben, stehen der Hafenstadt im Norden des Landes schwere Kämpfe bevor.
In Sirte leben aktuell etwa 140.000 Menschen - eine Tatsache, die die Stadt vor allem seinem berühmtesten Bürger zu verdanken hat. Denn als Gaddafi vor knapp 70 Jahren im kleinen Ort Yuhannam südlich der Stadt geboren wurde, bestand Sirte aus nicht viel mehr als ein paar Fischerhütten. Mit Gaddafis Machtübernahme im Jahr 1969 begann die Entwicklung vom verschlafenen Fischerdorf hin zur modernen Stadt.
Gaddafi investierte in die kleine Stadt, um aus Sirte die zukünftige Hauptstadt Libyens zu machen. Ein Flughafen, eine Universität, Wolkenkratzer und eine Trabantenstadt wurden gebaut. Mit der Entdeckung von Ölvorkommen an der Küste und der Entwicklung von Offshore Öl-Bohrungen konnte die Region, die bisher von Nomaden bewohnt wurde und kaum Industrie oder Landwirtschaft aufweisen konnte, sich auch wirtschaftlich weiterentwickeln. Zudem ließ Gaddafi einen Militärstützpunkt errichten. Das Gebiet um die Stadt Sirte - die zwischen der Hauptstadt Tripolis und der zweitgrößten Stadt Libyens, Bengasi, liegt - wird von zwei lokalen Stämmen kontrolliert: den Gaddafa, denen der gestürzte libysche Diktator angehört, und den Magariha. Zu beiden Stämmen pflegt Gaddafi gute Beziehungen, ein möglicher Grund für den aktuell hartnäckigen Widerstand der Bevölkerung gegen die Rebellen.
Gaddafi selbst besitzt ebenfalls noch Immobilien in der Region. Am Freitag wurde von britischen Tornado Jets ein Bunker in unmittelbarere Nähe der Stadt ausfindig gemacht. Die Nato bombardiert strategische Ziele in Sirte, um zu verhindern, dass Gaddafi von dort aus weiter operieren könnte. (elin, derstandard.at, 29. August 2011)