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Arnautovic (schweigend) und Klein (solidarisch?) werden auf ihrem Weg zum Training von Bankerldrückern beobachtet.

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

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Arnautovic streckt Janko.

Foto: APA/Neubauer

Bad Tatzmannsdorf - Marko Arnautovic hat Sprechverbot. Er bewohnt im Hotel Avita in Bad Tatzmannsdorf ein Einzelzimmer, keine Einzelzelle, das hat sich so ergeben. Behauptet natürlich nicht Arnautovic. Teamchef Dietmar Constantini entschärfte die Maßnahme, Verbot sei übertrieben. "Er soll sich konzentrieren und öffentlich halt nichts sagen."

Am Freitagabend, nach der EM-Quali gegen Deutschland, darf Arnautovic das Schweigegelübde ablegen und in Gelsenkirchen lassen. Wie die Situation dann vor dem Spiel am 6. September in Wien gegen die Türkei gehandhabt wird, darüber beraten die ÖFB-Pädagogen noch. Marc Janko kann mit dieser Stille durchaus leben. "Das Sprechverbot ist für die Mannschaft kein Nachteil, für die Journalisten ist es halt blöd." Möglicherweise irrt der Kapitän im zweiten Teil des Satzes. Eine ältere Frau, die das erste Training des österreichischen Nationalteams partout nicht auslassen wollte, war gerührt, geriet bei Jankos Worten ins Schwärmen. "Mein Gott, ein Fußballer, der so schön spricht, das ist wunderbar."

Janko erzählte vielleicht auch ihr zuliebe über seine Tore für Twente und darüber, dass es im Team für ihn persönlich nicht so gut laufe. "Im Verein dominieren wir die Partien, da kommen die Flanken. Das Team dominiert die Spiele eben nicht."

Ein erstes Training ist gar kein erstes Training, da wird ein bisserl gedehnt, gelaufen, die Anstrengungen der Meisterschaft werden aus den Beinen geschüttelt. Franz Schiemer wurde nachnominiert. Constantini gab sich Montagmittag die Ehre, sein letzter öffentlicher Auftritt, es war die Kaderbekanntgabe vor einer Woche in Wien, ist leicht entglitten. Er stand nach einer nicht genehmen Frage auf und ging nach 13 Minuten ab. Im Burgenland folgte ein Art Entschuldigung: "Es ist nicht okay, wenn der Teamchef geht. Aber es gibt Schlimmeres."

Und dann begründete er die Rückholung von Arnautovic. Genau vor fünf Monaten, es war am 29. März in Istanbul, und es war nach dem kläglichen 0:2 gegen die Türkei, zuckte Arnautovic in der Kabine aus. Er attackierte Stefan Maierhofer. Immerhin ist dem Bremen-Legionär Mut nicht abzusprechen. Danach war die Teamkarriere unterbrochen, Constantini erklärte, er lasse sich durch einen Einzelnen das Kollektiv nicht zerstören. Der Rückzieher ist vom Einzelnen ausgegangen, er rief Constantini an, ersuchte reuig um Wiederaufnahme. Der Teamchef machte sich bei Werders Trainer Thomas Schaaf schlau. "Er versicherte mir, dass es viel besser geworden ist." Arnautovic traf zuletzt zweimal für Bremen, das Magazin kicker nahm ihn nach dem 2:1 in Hoffenheim in die Elf des Tages auf, das ist kein Lerchenfurz. Constantini: "Marko ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. Benimmt er sich daneben, ist er in einer Minute weg. Aber er wurde gut aufgenommen, das ist nicht so stressig."

Am Montagabend wurde im Mannschaftskreis besprochen, wie man in Deutschland bestehen könne. Constantini: "Um das zu überleben, müssen wir auch agieren." Den Ausfall von Mario Gomez dürfe man nicht überbewerten. "Stürmt halt der Klose, das ist eine Wahl zwischen Weltklasse und Weltklasse."

Stuttgart-Legionär Martin Harnik lehnte es ab, über die Rollenverteilung zu sprechen ("ist doch klar"), obwohl er gedurft hätte. Er sagte, dass Österreich in Deutschland durchaus ernst genommen werde. "Sie wissen, dass sie in Wien glücklich 2:1 gewonnen haben. Wir dürfen nicht in Ehrfurcht erstarren. Respekt ja, Angst nein." Um Arnautovic solle man kein großes Tamtam machen. "Er muss sich anpassen, wir müssen ihn auffangen." Constantini machte wieder nach 13 Minuten Schluss. Aber ganz anders: "Darf ich gehen, oder gibt es noch eine Frage?" Und dann durfte er mit ÖFB-Präsident Leo Windtner mittagessen.
(Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 30. August 2011)