Warschau - Die polnische Militärstaatsanwaltschaft hat am Montag den Leichnam von Zbigniew Wassermann, eines Opfers der Flugzeugkatastrophe bei Smolensk im April des vergangenen Jahres, exhumieren lassen. Darauf hatten die Angehörigen des Verstorbenen gedrängt, die Fehler in den Unterlagen der russischen Behörden zu dem Toten nachgewiesen hatten.

Die Exhumierung sei auf "Zweifel an der gerichtsmedizinischen Untersuchung des Verstorbenen" zurückzuführen, heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Entsprechende Dokumente hatte die Rechtsanwältin Malgorzata Wassermann, Tochter des Verstorbenen, vorgelegt. Sie zeigen Fehler im russischen Dokument auf: So sollen im Leichnam von Wassermann Teile von Organen vorgefunden worden sein, die ihm schon früher operativ entfernt worden waren.

"Sicher gefälscht"

"Dieses Dokument ist ganz sicher gefälscht", sagte Malgorzata Wassermann dem Fernsehsender TVN24 über den Bericht aus Russland. Zweifel an der Identität der Leiche äußerte sie jedoch nicht. Wassermann war nach seinem Tod durch Angehörige identifiziert worden.

Die Familie Wassermann erhofft sich von der erneuten Untersuchung Aufschlüsse über die unmittelbare Todesursache. "Jede äußerliche Einwirkung, etwa hohe Temperatur, hinterlässt Spuren, die ein Gerichtsmediziner interpretieren kann", erklärte Wassermann dem Magazin "Newsweek". Aus diesen Angaben ließen sich auch Rückschlüsse auf den Hergang des Flugzeugunglücks ziehen, so die Anwältin.

Die Familie Wassermann gehört zu denjenigen Angehörigen des Unglücks, die Russland und Polen wegen der ihrer Ansicht nach mangelhaften Aufklärung der Katastrophe kritisieren. Insbesondere bemängeln sie, dass die polnische Regierung den Piloten die Hauptschuld gibt, ohne die in ihren Augen notwendigen Ermittlungen geführt zu haben. Zbigniew Wassermann war Abgeordneter der rechtskonservativen Oppositionspartei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS). Während deren Regierungszeit zwischen 2005 und 2007 hatte er das Amt des Geheimdienstkoordinators inne.

Die polnische Militärstaatsanwaltschaft schloss nicht aus, dass sie weitere Exhumierungen von Opfer des Flugzeugabsturzes anordnen werde. Eine Entscheidung darüber sei aber noch nicht gefallen, hieß es. (APA)