Wien - Bis sämtliche Vorwürfe im Zusammenhang mit der Kärntner Hypo Alpe Adria geklärt sind, werden wohl noch Jahre vergehen. Die Ermittlungsgruppe "CSI Hypo" hat dutzende Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft eingebracht. Vor Gericht wurden erst einige Randaspekte verhandelt, Verurteilungen gab es bisher keine. Ein Überblick über die wichtigsten Causen:

- Freispruch: Ein erster Prozess gegen die ehemaligen Hypo-Manager Wolfgang Kulterer, Gert Xander und Albin Ruhdorfer endete Ende März mit einem Freispruch. Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten vorgeworfen, der maroden Fluglinie Styrian Spirit und dem Privatdetektiv Dietmar Guggenbichler Darlehen gewährt und dabei ihre Befugnisse missbraucht zu haben. Der Richter sah das anders. Ein weiterer Anklagepunkt - eine falsche Zeugenaussage Kulterers vor dem Hypo-U-Ausschuss - wird zu einem späteren Zeitpunkt weiterverhandelt.

- Vorzugsaktien: Eine zweite Anklage rund um umstrittenen Vorzugsaktien-Geschäfte ist fertig. Angeklagt sind wieder Kulterer sowie Ex-Vorstandsmitglied Günter Striedinger, Ex-Bankensteuerberater Hermann Gabriel und Anwalt Gerhard Kucher. Der Hintergrund: Die Hypo führte 2004 mittels Vorzugsaktien ihrer Leasing-Tochter in Liechtenstein eine Kapitalerhöhung durch. Die Vorzugsaktien wurde an Investoren verkauft. Diese finanzierten die Geschäfte zum Teil aber wieder über Kredite bei der Hypo Liechtenstein. Im Grunde finanzierte sich die Bank also selbst die Kapitalerhöhung. Für die Investoren lag die Rendite der Vorzugsaktien über den Kreditzinsen. Die Staatsanwaltschaft geht von Untreue und einem Schaden von 5,49 Mio. Euro aus. Die Bank geht in ihrer Zivilklage sogar von 48 Mio. Euro Schaden aus. Die Beschuldigten sind der Ansicht, es liege keine Rechtsverletzung vor. Ein Vorzugsaktiengeschäft aus 2006 wurde noch nicht angeklagt.

Steuerberater Gabriel hat seinerseits den Wirtschaftsprüfer von Deloitte angezeigt, weil dieser falsche Angaben bei der Staatsanwaltschaft gemacht und die Bilanz 2007 nicht korrekt testiert habe.

- Bayern-Vorstände: Gleichzeitig ist die Justiz in München aktiv. Acht Ex-Manager der BayernLB sind wegen des Vorwurfs der Untreue angeklagt. Ihnen wird vorgeworfen, die Hypo 2007 um 550 Mio. Euro zu teuer gekauft und auf Garantien verzichtet zu haben. Unter den Angeklagten ist Ex-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky, der wegen Korruptionsvorwürfen bei einem Formel-1-Deal in U-Haft sitzt. Ebenfalls Korruption wird im Zusammenhang mit Sponsorgeldern für das Klagenfurter Fußballstadion bzw. den Fußballklub FC Kärnten vermutet. Auf die Zahlungen soll Jörg Haider gedrängt haben - als Gegengeschäft für den Hypo-Verkauf.

- Rückabwicklung: Zusätzlich hat die BayernLB die Mitarbeiterstiftung der Hypo auf Rückabwicklung des 2007er-Deals geklagt. Auch die Bayern berufen sich auf falsche Angaben zum Eigenkapital (siehe Vorzugsaktien). Kommen sie damit durch, wollen sie die Klage auf Rückabwicklung auf die anderen Hypo-Verkäufer, also auch die Kärntner Landesholding und die Investorengruppe um Tilo Berlin, ausweiten. (go, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.7.2011)