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... erhält Österreich landesweites Privat-Fernsehen. Harald Fidler und Doris Priesching berichten.

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Franz Prenner hat es schon gesehen. Samstag, im Tennisklub in Pötzleinsdorf. Der Geschäftsführer von ATV griff zur Fernbedienung, setzte den Sendersuchlauf in Bewegung und - sah sein Programm. Ohne Kabel (wo sich am Programmplatz von ATV auch künftig nichts ändert), ohne digitalen Satdecoder. Aber etwas verzerrt. Bis er die "Libelle", Uraltklassiker unter den Zimmerantennen, fünf Zentimeter verrückt. "Bestes Bild", freut er sich. Schon seit Freitag zu haben in Wien, Niederösterreich und Burgenland.

"Neues Fernsehen"

"Neues Fernsehen" über Antenne in ganz Österreich - Tirol muss eine Woche länger warten, Probleme macht die Mur-Mürz-Furche - folgt Sonntagnachmittag. Davor beendet man das alte Programm mit Trailern für ATVplus rund um die Uhr, wie der Sender künftig heißt.

Eines der Highlights: die Foltershow "The Chair - Nimm Platz in der Hölle" Dass Vox just dieses Format nach wenigen Wochen wieder absetzt, beunruhigt Prenner nicht: Titel wie Moderator habe ATVplus besser gewählt. Und: Vox passe nicht als Umfeld, eher RTL II. Und eben sein Sender.

Fünf Prozent Marktanteil im ersten Jahr angepeilt

Mit leicht bekleideten Wetterfeen, Höllensitz und Familientausch will Prenner im ersten Jahr fünf Prozent Marktanteil schaffen in der Werbezielgruppe der Zwölf- bis 49-Jährigen. Damit überholte der Sender Vox, Kabel 1 und RTL II. Prenners Vorgänger erreichten ihre Marktanteilsziele mit Wien 1 im Wiener Kabel und ATV auch in Kabelnetzen der Bundesländer nicht. Prenners Prognosen klingen dennoch realistischer als jene im Lizenzantrag seines Wiener Konkurrenten puls. Der hat seinen Sendestart schon mehrfach verschoben und streitet noch mit dem ORF über Sendezeiten (etat.at berichtete). Kommende Woche soll darüber der Bundeskommunikationssenat entscheiden.

Im zweiten Jahr erwartet Prenner zehn Prozent, womit auch RTL, Pro Sieben und Sat.1 hinter ihm lägen. 15 Prozent sollen es im Jahr drei von ATVplus sein. Und das im ersten (Halb-)Jahr mit einem für Fernsehsender ziemlich bescheidenen Budget von 24 Millionen Euro und etwa doppelt so viel im folgenden Jahr.

Vertrauensvorschuss

Als ehemaliger ORF-Werbechef hat Prenner beste Kontakte zur Werbewirtschaft, die bisher nicht gerade üppig in ATV investierte. Der Vertrauensvorschuss ist groß, das erste Quartal laut Prenner gut gebucht. "Jetzt oder nie", sagt Peter Lammerhuber, Chef des Branchenriesen Mediacom. Ab September müssten auch herzeigbare Seherzahlen und Marktanteile vorliegen.

Frisches Geld kommt auch von Banken über einen Fonds namens Athena. Mit rund zehn Prozent will der "in den nächsten Wochen" einsteigen, erfuhr DER STANDARD in dessen Management.

Kloiber bleibt an Bord

Raiffeisen Oberösterreich macht damit - wieder einmal - Raiffeisen Niederösterreich Wien Konkurrenz: Den Wienern gehört ein Drittel von Sat.1 Österreich, die Linzer halten 24 Prozent an dem Athena-Fonds. Ebenso viel hält dort ATV-Langzeitgesellschafterin Bawag, die ihr millionenschweres Engagement noch einmal ausweitet. 24 weitere gehören der Hypo Vorarlberg, 20 der Tiroler Sparkasse und acht der Management Trust Holding (MTH) des Industriellen Josef Taus.

An Bord bei ATV bleibt auch der aus Wien stammende Münchner Filmhändler Herbert Kloiber. Der kann dann endlich auch in seinem Domizil am Fuschlsee das Programm über Antenne empfangen. Klappt es mit dem Sendersuchlauf nicht, kann er ja die eigens eingerichtete Hotline bemühen: 0800/376 367. (DER STANDARD; Printausgabe, 27.5.2003)