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Grafik: Archiv
Mehrwert für Patient, Arzt und Krankenhaus das verspricht ein europäisches IT-Pilotprojekt in Saarbrücken. Am Krankenbett können die Patienten auf einem beweglichen Terminal fernsehen, Videos anschauen und im Internet surfen. Der Arzt soll eine digitale Patientenakte führen. Und das Krankenhaus soll durch dessen Einbindung in das Krankenhausinformationssystem Kosten sparen.

Investitionen

Ob Mulitimedia am Patientenbett einmal serienreif wird, hängt vor allem vom Geld ab. Wegen der Finanzkrise im Gesundheitswesen wurde in vielen Krankenhäusern ein Investitionsstopp verhängt.

Fallweise

"Schau einmal! Mir geht es schon viel besser. Videodatei anbei." So könnte schon bald eine E-Mail aus dem Klinikum Saarbrücken an Freunde oder Verwandte lauten. Web-Cams und die entsprechende Software dazu werden derzeit im Klinikum Saarbrücken auf der Pilotstation der Medizinischen Klinik II (Herz- und Lungenkrankheiten, Angiologie und Intensivmedizin) installiert.

Geschichten

Schon jetzt möglich und kostenpflichtig sind "Video on demand" und das Surfen im Internet, was sich bisher fast nur Geschäftsleute leisten sechs Cent pro Minute, fünf Euro pauschal für vier Stunden. Ein französischer Manager kaufte in einer Woche gleich zehn Karten a zehn Euro.

Enthusiasmus

Sehr viel breiter genutzt wird das kostenlose Radio und Fernsehen. Patient Hans-Georg K. ist begeistert. Er kann zwischen 32 Fernsehprogrammen und zahlreichen Radiostationen frei wählen und stört dabei niemanden, denn er genießt die multimediale Vielfalt mit einem Kopfhörer. "Früher musste man auf einem Zettel umständlich suchen, auf welcher Station welcher Sender ist. Hier kann ich alles bequem anklicken", sagt er.

Kern des Systems mit der Bezeichnung m-gate ist ein Touchscreen, also ein berührungsempfindlicher Bildschirm, der an einem Wandarm befestigt wird. In jeder Position ist der Monitor etwa 40 Zentimeter vom Auge entfernt.

Freude

"Die Unterhaltung des Patienten ist eine wichtige Funktion unseres Multimediasystems, aber nicht die einzige", erklärt Ullrich Brüll, der Geschäftsführer der Saarbrücker Firma abs - advanced business solutions. "Wir können m-gate in jedes Krankenhausinformationssystem integrieren und dies plattformunabhängig und web-basiert, also ohne Schnittstellen. Es ist beliebig erweiterbar."

System

In dem von der deutschen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt ab 2004 geplanten leistungsbezogenen Abrechnungssystem DRG (Diagnosis Related Groups) sieht Brüll eine gute Chance für die Einführung von m-gate: "Dann müssen ein gebrochenes Bein und ein Schnupfen getrennt abgerechnet werden."

Da dies mit einem enormen Aufwand in der Datenerfassung verbunden sei, biete sich die Lösung einer digitalen Patientenakte an. Brüll: "Der Arzt kann sofort am Bett etwa Röntgenaufnahmen aus dem Rechner abrufen, die Schwester kann Fieberwerte eingeben."

Im Klinikum Saarbrücken steht dieser Schritt noch aus, wird aber angestrebt. In diesem Fall müsste das ganze Krankenhaus und nicht nur eine Station angeschlossen werden. Der Projektleiter, Chefarzt Günter Görge, denkt auch an die Möglichkeit von Multimedia-Kursen für Patienten, "in denen etwa beschrieben wird, wie ein Herzkatheter funktioniert". (APA)