Der frühere Chef von AOL Time Warner, Steve Case, hat sich nach einem Bericht der "New York Times" vom Dienstag für eine Trennung des Internet-Providers AOL von dem Medienunternehmen ausgesprochen. Nach Aussage von zwei Mitarbeitern des Unternehmens hätte Case in persönlichen Gesprächen eine Trennung favorisiert. Als damaliger Chef von AOL war Case der Kopf der spektakulären Übernahme des Medienriesen Time Warner im Jahr 2001. Noch vor wenigen Monaten hatte Case öffentlich immer wieder den Zusammenschluss verteidigt.

In der Vergangenheit hatten viel Beobachter, unter anderem auch der ehemalige Vize-Vorsitzende und CNN-Gründer Ted Turner, immer wieder erklärt, dass der Zusammenschluss der Unternehmen ein Fehler gewesen sei. AOL Time Warner hatte im Jahr 2002 mit insgesamt 98,7 Milliarden Dollar (83,6 Milliarden Euro) den größten Jahresverlust in seiner Firmengeschichte verbucht. Fast die Hälfte davon war Wertberichtigungen für AOL Online und den Kabelfernsehbereich zuzuschreiben.

Wegen seiner stark geschrumpften Macht wird nach Einschätzung der "New York Times" die Ansicht von Steve Case kaum Auswirkungen auf die Zukunft des Medienunternehmens haben. Bis Jänner 2003 war Case Verwaltungsratsvorsitzender von AOL Time Warner, derzeit ist er nur noch Mitglied des Aufsichtsgremiums. Ein Strategie-Komitee, dem Case bisher zusammen mit Unternehmens-Chef Richard Parson vorstand, soll das Unternehmen nach Angaben der Zeitung unterdessen aufgelöst haben. (APA/dpa)