Die Charité - Universitätsmedizin Berlin und die Universität Leiden haben eine Methode entwickelt, unter Herzinfarktpatienten diejenigen zu identifizieren, die besonders vom plötzlichen Herztod bedroht sind. In der Herz-Magnetresonanztomographie können sie das Ausmaß der Herzmuskelschädigung nach einem Infarkt erfassen und davon das Risiko für lebensgefährliche Komplikationen ableiten. Die Ergebnisse wurden jetzt im Journal of the American College of Cardiology* veröffentlicht.

Nach einem Herzinfarkt entwickeln sich häufig dauerhafte Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz oder Herzversagen. In der Medizin spricht man dann von einem chronischen Herzinfarkt. Die Funktion eines chronisch kranken Herzmuskels ist häufig stark eingeschränkt, und damit steigt das Risiko gefährlicher Rhythmusstörungen, die zum plötzlichen Herztod führen können.

Kostenfaktor ICD

Um dies zu verhindern, erhalten die Patienten in der Regel einen implantierbaren Kardioverter/Defibrillator (ICD). Dieses Gerät, das wie ein Herzschrittmacher eingesetzt wird, registriert bedrohliche Herzrhythmusstörungen und gibt im richtigen Moment einen Stromschock ab. Dadurch werden die elektrischen Vorgänge am Herzen neu geordnet und der Herzschlag wieder in den richtigen Rhythmus gebracht.

Es ist schwierig vorherzusagen, welche Patienten nach einem Infarkt lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen entwickeln. Deshalb erhalten weitaus mehr Personen prophylaktisch einen ICD, als erforderlich. Das bringt Komplikationen mit sich und verursacht außerdem hohe Kosten für das Gesundheitssystem. 

Parameter zur Einschätzung

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine Methode zur besseren Einschätzung des individuellen Risikos für lebensbedrohliche Rhythmusstörungen zu identifizieren. Dafür untersuchten Jeanette Schulz-Menger aus dem Experimental and Clinical Research Center (ECRC) der Charité und dem HELIOS-Krankenhaus Berlin Buch und ihr Forschungsteam 52 Herzinfarktpatienten im Herz-MRT.

Mit Hilfe eines Kontrastmittels registrierten die Experten, wie viel Herzmuskelmasse von der Narbe eines Infarkts betroffen und in seiner Funktion eingeschränkt war. Nach Implantation des ICD zeigte sich, dass das Auftreten bedrohlicher Rhythmusstörungen eng mit der Ausdehnung der Infarktnarbe im Herzmuskel zusammenhing. Die beste Risikoeinschätzung ließ sich anhand der Tiefe des Narbengewebes im Muskel der Herzwand, der Transmuralität, treffen.

„Damit haben wir einen Parameter gefunden, der die Chance bietet, in Zukunft das Risiko für den plötzlichen Herztod vorherzusagen", erklärt Schulz-Menger. „So können wir hoffentlich jedem Patienten die für ihn adäquate Therapie zukommen lassen, und außerdem unnötige Komplikationen und Kosten vermeiden", sagt Philipp Boyé, Erstautor der Veröffentlichung. (red)