Washington/Paris - Eine Woche nach der Einstellung des Vergewaltigungsverfahrens hat sich der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn bei seinen MitarbeiterInnen entschuldigt. "Ich bin hierher gekommen, um mich bei denen zu entschuldigen, die durch diese Geschichte verletzt wurden", sagte der Franzose, dem die versuchte Vergewaltigung eines Zimmermädchens vorgeworfen wurde, laut Augenzeugen am Montagabend bei seinem Abschiedsbesuch beim IWF.
Der Besuch am Sitz des Währungsfonds in Washington war der erste Auftritt des 62-Jährigen, nachdem ein New Yorker Richter am vergangenen Dienstag das Verfahren gegen ihn eingestellt hatte. Strauss-Kahn war Mitte Mai am New Yorker Flughafen JFK festgenommen und mehrere Tage inhaftiert worden, bevor er unter Auflagen freikam. Vom Gefängnis aus schrieb er sein Rücktrittsgesuch an den IWF, in dem er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe entschieden zurückwies.
Sexueller Kontakt ein Irrtum
"Ich bedauere die negativen Auswirkungen, die das alles für diese Einrichtung hatte", sagte der frühere Chef laut TeilnehmerInnen. Die Vorkommnisse im New Yorker Luxushotel Sofitel nannte der Finanzexperte einen "Irrtum".
Die US-Justiz hatte nachgewiesen, dass Strauss-Kahn am 14. Mai sexuellen Kontakt mit dem Zimmermädchen Nafissatou Diallo hatte. Ob der Oralverkehr allerdings erzwungen war, wie Diallo behauptet, ließ sich nicht beweisen. Die Affäre hatte auch Spekulationen ein Ende bereitet, Strauss-Kahn könne bei den französischen Sozialisten die Spitzenkandidatur bei den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr anstreben.
DSK-Krankheit: Nicht vorhandene Triebkontrolle
Nach Ansicht des früheren französischen Regierungschefs Michel Rocard leidet "DSK" einer "Krankheit", die verhindere, dass er seine "Triebe" unter Kontrolle habe. "Das ist schade, denn er hatte wirklich Talent", sagte der 81-jährige Sozialist am Montagabend im Fernsehen. Andere SozialistInnen kritisierten die Äußerung: "Ich wusste nicht, dass Michel Rocard ein international bekannter Medizin-Experte ist", sagte der frühere Regierungschef Laurent Fabius im Fernsehen. Nach seinem Besuch beim IWF wird in Frankreich damit gerechnet, dass Strauss-Kahn bald in seine Heimat zurückkehrt.
Diallo bleibt Hotelangestellte
Die Zukunft des Zimmermädchens, das noch eine Zivilklage gegen "DSK" laufen hat, ist dagegen ungewiss. Die französische Hotelkette Accor, zu der das Hotel Sofitel gehört, aber hält an Diallo fest. Das Unternehmen habe nicht die Absicht, Diallo zu entlassen, sagte ein Sprecher am Montagabend. Die aus Afrika stammende Frau, die ihre Glaubwürdigkeit durch widersprüchliche Aussagen erschütterte, war nach der Festnahme von "DSK" nicht mehr zur Arbeit erschienen. (APA/Ag.)