München/Freiburg - Akku leer, nichts geht mehr - bald schon sollen derartige Miseren dank Verschmelzung von Bekleidung mit moderner Technik der Vergangenheit angehören. Zuletzt etwa wurde ein "Ministromerzeuger" im Schuhwerk vorgestellt, aber Wissenschafter und Unternehmen experimentieren auch mit in Mänteln, Jacken und Rucksäcken eingebauten Solarzellen.
Die bisher üblichen Silizium-Solarzellen haben allerdings für Textilien einen entscheidenden Nachteil: Sie sind nicht faltbar. Abhilfe bringen könnte eine Neuentwicklung, die maßgeblich vom Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) vorangetrieben wird: biegsame organische Solarzellen, die auf dünnen Folien angebracht sind. Interesse daran hat unter anderem der Münchner Traditionshersteller Lodenfrey.
Solarzellen in der Waschmaschine
"Das ist eine Sache, die finde ich sehr spannend", sagt Klaus Faust, der Chef von Lodenfrey Menswear. "Sie spazieren durch die Sonne und anschließend ist ihr Handy aufgeladen." Die Solarjacke hat es allerdings noch nicht zur Marktreife geschafft. Denn Wissenschafter und Unternehmen müssen bei Solar-Textilien allerlei technische Herausforderungen bewältigen - unter anderem das Problem der Waschmaschine. Bisher sind Solarzellen nicht für den Vollwaschgang bei 60 Grad ausgelegt.
Eigentlich hatten die Freiburger Wissenschafter bei der Entwicklung der organischen Solarzelle einen anderen Abnehmerkreis im Sinn. "Das ist eine relativ junge Technologie, die langfristig einen Beitrag zur Energieversorgung liefern kann", sagt Sprecherin Karin Schneider. Die Zukunftsvision: Organische Solarfolien könnten auf Marquisen oder Gebäudefassaden geklebt werden und dort Strom produzieren. Doch Interesse hat keineswegs nur die Bauindustrie, sondern eben auch die Bekleidungsbranche. "Von einer Herstellung im großen Stil sind wir noch ein bisschen weg, aber da ist viel im Fluss", sagt Schneider.
Kleidung mit Leuchtfeuerwerk, Heizung oder Klimaanlage
Jacke oder Pullover mit eingebautem Mini-Solarkraftwerk könnten noch andere Funktionen haben: "Denkbar sind zum Beispiel Sicherheitswesten mit eingebauter Beleuchtung", sagt Lodenfrey-Manager Faust. "Ein Gag für die Disco wäre auch möglich, dann leuchtet die Jacke im Rhythmus der Musik." Lodenfrey experimentiert auch mit anderen Neuheiten: In Kooperation mit einem israelischen Erfinder tüftelt die Firma an einer Motorrad-Jacke mit eingebauter Klimaanlage.
Eine weitere Option: Jacken und Mäntel mit eingebautem Heizgewebe. "Zum Beispiel eine leichte Jacke mit Kragenheizung für das Cabrio", sagt Faust. Auch für frierende Bahn-Pendler wäre ein beheizter Mantel in den kalten Wintermonaten möglicherweise eine attraktive Option. (red/APA)