Die Worte werden zwar schärfer, dennoch behält der Kreml seine Unterstützung für den syrischen Staatschef Bashar al-Assad bei.

Der russische Präsident Dmitri Medwedew forderte al-Assad zwar in einer Depesche zum sofortigen Ende der Gewalt gegen Regimegegner auf. Die Vetomacht Russland denkt aber, genauso wie China, nicht daran, im Uno-Sicherheitsrat ein schärferes Vorgehen gegen das Regime zuzulassen.

Der russische Vize-Außenminister Michail Bogdanow bekräftigte am Dienstag den russischen Kurs. Es sei unzulässig, sich in die inneren Angelegenheiten Syriens einzumischen. Bogdanow habe die russische Unterstützung für die in Syrien eingeleiteten Reformen hervorgehoben und den Wunsch Moskaus ausgedrückt, dass sich die Lage stabilisieren möge, hieß es in der Erklärung des Außenministers.

Moskau geht es bei seiner Unterstützung des syrischen Regimes in erster Linie um seine Wirtschaftsinteressen - im Arabischen Frühling hat der Kreml bereits viel Geld verloren. Allein durch die Sanktionen gegen Libyen platzten Aufträge in Höhe von rund vier Milliarden US-Dollar.

Mindestens genauso viel steht laut Schätzungen des Moskauer Zentrums für Analyse von Strategien und Technologien in Syrien auf dem Spiel. Offiziell sind drei Lieferverträge mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Milliarden US-Dollar bekannt. Derzeit wird über die Lieferung von Diesel-U-Booten und Jagdflugzeugen verhandelt.

US-Außenministerin Hillary Clinton hat Russland bereits dazu aufgefordert, von Waffenlieferungen nach Syrien abzusehen. Russische Militärs befürchten bei einem Einlenken Russland schwerwiegende Folgen. Russland, das als Nachfolgestaat der Sowjetunion traditionell gute Beziehungen zu den arabischen Ländern pflegt, setze nicht nur im Nahen Osten, sondern in der ganzen Welt seinen Ruf als verlässlicher Waffenlieferant auf das Spiel, warnte Ruslan Puchow, Direktor des Zentrums für Analyse von Strategien und Technologien in der Tageszeitung Iswestija. Diesen Imageschaden könnte sich die Konkurrenz aus China zunutze machen.

Der staatliche Rüstungsexporteur hat seine Kunden in Syrien bereits beruhigt. Rosoboronexport werde seine Verpflichtungen aus bestehenden Verträgen mit Syrien einhalten, versicherte der Generaldirektor des russischen Waffenexportunternehmens, Anatolij Issajkin laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Außer der Rüstungsindustrie haben zahlreiche russische Unternehmen wie der Ölkonzern Tatneft, der Gasproduzent Itera und der Pipelineproduzent TMK geschäftliche Beziehungen zu Syrien.

Darüber hinaus hat Russland auch ein strategisches Interesse an Syrien: Im syrischen Hafen Tartus unterhält die russische Marine einen Stützpunkt mit 50 Mann. Tartus ist der einzige russische Marinestützpunkt außerhalb der ehemaligen Sowjetunion. Der Hafen, der als Stützpunkt der Schwarzmeerflotte gedacht war, dient derzeit als Versorgungsstützpunkt für russische Kriegsschiffe, die im Golf von Aden zum Schutz vor Piraten eingesetzt werden. (Verena Diethelm aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 31.8.2011)