Bernd Vogl möchte noch viele Fotovoltaik-Anlagen auf Wiens Dächern sehen. Ab 1. September leitet er die neue "grüne" Magistratsabteilung für Energieplanung.

Foto: Christian Fischer

STANDARD: Haben Sie bereits Anteile am Solarkraftwerk gekauft?

Vogl: Nein, ich wohne in Niederösterreich, aber ich habe seit zwei Jahren eine Fotovoltaik-Anlage auf meinem Garagendach.

STANDARD: Für das Solar-Projekt in Wien gibt es über 800 Anmeldungen, wann wird es starten?

Vogl: Es ist ganz wichtig, dass die Einspeisetarife so gestaltet sind, dass es sich für die Leute, die sich beteiligen auch lohnt. Das notwendige Ökostromgesetz ist noch in Begutachtung, aber ich denke 2012 ist es auf jeden Fall soweit.

STANDARD: In der neuen Magistratsabteilung 20 haben Sie ein Budget von 520.000 Euro. Kann man damit in Sachen erneuerbare Energie etwas ausrichten?

Vogl: Es gibt ja noch Fördertöpfe in der Höhe von zwei Millionen Euro, die wir beeinflussen, weil wir die Richtlinien vorgeben. Etwa die Solarwärmeförderung, die in einer anderen Magistratabteilung beheimatet ist. Es gibt den Ökostromfördertopf und Bundesförderungen, die zum Teil von Wien nicht abgeholt werden. Das Budget wird vor allem für Projektvorbereitung verwendet werden, Etwa um Studien in Auftrag zu geben. Oder um sich anzuschauen, wie man Neubaugebiete mit Solarthermie erschließen kann oder um einen Erneuerbare-Energie-Plan für Wien zu erarbeiten.

STANDARD: Beim Altbaubestand stößt man bei Fotovoltaik-Anlagen wegen der strengen Auflagen oft an Grenzen. Muss man da umdenken?

Vogl: Will man ökologische Energieversorgung und Wohlstand unter einen Hut bringen, muss man bestimmte Dinge in Kauf nehmen. Mir ist lieber, ich schaue auf Fotovoltaik-Anlagen als auf AKWs. Wien hat ein kulturelles Erbe, mit dem man sehr vorsichtig umgehen muss. Außerdem gibt es noch genug Dach-Flächen, um Energie zu erzeugen, wie der gerade erstellte Solarflächenkataster zeigt.

STANDARD: Die Wien Energie ist bei Wirtschaftstadträtin Renate Brauner angesiedelt, die thermische Sanierung ressortiert bei Wohnbaustadtrat Michael Ludwig. Wie sehen Sie Ihre Rolle in dem Gefüge?

Vogl: Mir gefällt an Wien, dass es immer sehr klare Strukturen gibt und die Verwaltung Projekte sehr professionell umsetzt - da arbeiten dann alle relevanten Magistratsabteilungen mit. Wenn die MA20 dabei als Motor und Know-How-Träger fungiert, kann man einiges umsetzen. Ich weiß, dass wir auch auf andere angewiesen sind und bin da sehr optimistisch.

STANDARD: Soll die MA 20 auch als Service-Abteilung fungieren?

Vogl: Es ist mein Wunsch, dass wir in diese Richtung gehen. Wenn wir hohe Ziele erreichen wollen, dann muss Wien schauen, dass es bei Leuchtturmprojekten, die vom Bunde gefördert werden mitmacht. Wenn es etwa beim Klima- und Energiefonds einen Förderschwerpunkt bei großen Solaranlagen gibt, sollten wir als Abteilung darauf schauen, dass Projekte eingereicht werden. Unternehmen etwa sollen wissen, dass sie sich an uns wenden können.

STANDARD: Kann eine Stadt wie Wien energieautark werden?

Vogl: Schaut man sich die Fotovoltaik-Flächen an, die man für eine 100-prozentige Versorgung bräuchte, dann würde man große Teile der Fläche von Wien benötigen. Auch wenn man Wind, Geothermie und Fernwärme nutzt. Ich denke, dass ein Ballungsraum wiauch erneuerbare Energie-Ressourcen importieren wird.

STANDARD: Was läuft in Wien in Sachen Energie bereits gut?

Vogl: Wien liegt mit der Fernwärmeversorgung sehr gut. Auch die Pläne, Geothermie zu nutzen sind sinnvoll. Im Bereich der Gebäude ist Österreich bei den Energiestandards führend. In Wien hat man moderne Gaskraftwerke und Gasspeicher quasi vor der Haustür. Eine Autarkie-Studie des Lebensministeriums geht davon aus, dass es etwa im Sommer einen Überschuss an erneuerbarem Strom geben könnte, der in Form von künstliches Gasgespeichert werden kann - ohne die CO2--Bilanz zu belasten. Von der Struktur her ist Wien also nicht so schlecht aufgestellt, wenn erneuerbare Energie ausgebaut wird. (Bettina Fernsebner/DER STANDARD-Printausgabe, 31.8.2011)