Paris/Washington - Knapp eine Woche nach Einstellung des Vergewaltigungsverfahrens gegen ihn hat der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn Montagabend für zwei Stunden den Sitz des Währungsfonds in Washington besucht und sich bei seinen ehemaligen Mitarbeitern entschuldigt. Es war der erste öffentliche Auftritt des 62-Jährigen seit der Verfahrenseinstellung.

Strauss-Kahn war Mitte Mai am New Yorker Flughafen JFK festgenommen und mehrere Tage inhaftiert worden, bevor er unter Auflagen freikam. Vom Gefängnis aus schrieb er sein Rücktrittsgesuch an den IWF, in dem er die Vorwürfe entschieden zurückwies.

Strauss-Kahns Nachfolgerin, die frühere französische Finanzministerin Christine Lagarde, traf sich nach Berichten kurz mit ihrem Vorgänger, bevor der frühere IWF-Chef sich im großen Konferenzsaal der Finanzorganisation an rund 700 ehemalige Mitarbeiter richtete. Etwa die Hälfte der IWF-Angestellten war gekommen, um Strauss-Kahn zu hören.

"Ich bedauere die negativen Auswirkungen, die das alles für diese Einrichtung hatte" , sagte der frühere Chef laut Teilnehmern. Seinen Fehltritt mit dem Zimmermädchen Nafissatou Diallo im New Yorker Luxushotel Sofitel nannte er einen "Irrtum" . Nach seiner Rede sei lang applaudiert worden.

Strauss-Kahn erhielt inzwischen seinen Pass zurück und will in seine Heimat zurückkehren. Zu seinen beruflichen oder politischen Plänen schwieg Strauss-Kahn auch diesmal beharrlich. Über eine Rückkehr in die französische Politik, rechtzeitig zum Präsidentschaftswahlkampf, wird zwar viel spekuliert, er selbst sagt dazu aber gar nichts.

Keine Entlassung von Diallo

Das Zimmermädchen Diallo soll weiter bei Sofitel-Betreiber Accor tätig sein, wenn es nach ihrem Arbeitgeber geht. Man habe nicht die Absicht, sie zu entlassen. Allerdings war die aus Afrika stammende Frau, die ihre Glaubwürdigkeit durch erfundene Geschichten erschütterte, nach der Festnahme von "DSK" nicht mehr zur Arbeit erschienen. (AFP, spri/DER STANDARD-Printausgabe, 31.8.2011)