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Royer (21) freut sich auf Hannover 96.

Foto: Reuters/Niesner

Bad Tatzmannsdorf - Die Sportvereinigung Ried beliefert vielleicht nicht die ganze Welt, aber fast die halbe. Hannover gehört dazu. Daniel Royer war am Mittwoch der Star im ÖFB-Teamtrainingslager, der 21-Jährige erzählte über sein Leben, das am 22. Mai 1990 in Schladming begonnen hat. Dass seinem Onkel das bekannte Sporthotel gehört, sei unwichtig, Privates gehöre nicht auf den Fußballplatz, nicht in die Medien. Natürlich sei er als Bub passabel Ski gefahren. "Logisch, wenn man den Berg vor der Haustüre hat. Aber ich habe bald gemerkt, dass das Kicken meins ist." Ja, die Matura habe er gemacht. "Aber die schaffen andere auch."

Ein Transfer zu Hannover 96 ist nicht so mehrheitsfähig. Royer teilt diese Rarität mit Emanuel Pogatetz. Und mit Samuel Radlinger, einem Rieder, der bei den Niedersachsen den dritten Tormann mimt. Am Dienstagabend wurde Royers Transfer vollzogen, die Ablöse soll 600.000 Euro betragen haben, der Vertrag endet 2015. "Es ist schnell gegangen. Ich wusste über das Interesse Bescheid, aber zuletzt schien es verflacht zu sein." Royer irrte, jetzt hat er den Berg. Die Klubverantwortlichen erkundigten sich bei Pogatetz, der versicherte Trainer Mirko Slomka, Royer sei ein toller Typ. "Er kommt in ein intaktes Umfeld, kann es schaffen."

Bei den Amateuren von Sturm Graz hat es Royer nicht geschafft. 2009 wechselte er nach Pasching in die Regionalliga, um dort aufzufallen und von Ried engagiert zu werden. "Ein Ausbildungsverein, der sich durch Verkäufe finanzieren muss und die besten Spieler verliert." Allein heuer waren es Thomas Schrammel (Rapid), Florian Mader (Austria) und Royer, der betont: "Der Umweg über einen anderen österreichischen Klub wäre falsch gewesen." Austria und Rapid waren angeblich interessiert.

Am 26. September wird Royer übrigens nicht in Hannover weilen, sondern in Leoben, wo er sich laut Kurier im Landesgericht wegen falscher Beweisaussage, Verleumdung und versuchter Begünstigung verantworten muss. Er hatte im Frühjahr im Prozess gegen Ex-Ried-Mitspieler Mark Prettenthaler ausgesagt, der zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, weil er einer jungen Frau in einer Disco in Schladming das Nasenbein brach. Nun wird Royers angeblich widersprüchliche Zeugenaussage überprüft, er hielt fest: "Was ich vor Gericht angegeben habe, ist die Wahrheit."

So oder so wird er am Freitag in Gelsenkirchen wohl der Startelf gegen Deutschland angehören. Royer könnte links vor Christian Fuchs agieren. Drei Kurzeinsätze hat er schon absolviert. "Es wäre wunderbar, wenn ich mich im Land des neuen Arbeitgebers nachdrücklich vorstellen könnte." Royer ist der 13. Legionär in Deutschland, gerechnet sind nur jene, die dem Kader einer Profimannschaft angehören. (Christian Hackl; DER STANDARD Printausgabe 1. September 2011)