Wien - Der starke Schweizer Franken hat bei den Frankenkrediten im Privatbereich in Österreich bisher zu Buchverlusten von geschätzten 10 Mrd. Euro geführt. Dies wirke sich aber kurzfristig nicht aus, da die meisten dieser Fremdwährungskredite endfällig seien, hieß es gestern bei einem Pressegespräch der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) und der Finanzmarktaufsicht (FMA). Die meisten Frankenkredite seien mit Tilgungsträgern verbunden und weisen lange Restlaufzeiten auf. Der Großteil der Abreifungen bei Fremdwährungskrediten in Österreich werde frühestens ab dem Jahr 2020 einsetzen.

Die Neukreditvergabe von Frankenkrediten an Private kam erst seit 2008 durch Maßnahmen der österreichischen Aufsicht zum Erliegen. Seitens der Nationalbank wurde immer wieder zur Vorsicht vor dieser riskanten Finanzierung gemahnt. Auch jetzt kommt der Appell von der OeNB: Banken und Kunden sollten das Gespräch suchen und gemeinsam adäquate Lösungen finden. Dies müsse nicht immer eine Umschuldung sein, es seien auch andere Maßnahmen möglich. Die Zahl der Fremdwährungskredite in Österreich habe sich von 270.000 auf 210.000 bereits deutlich reduziert.

Private Fremdwährungskredite in der Höhe von 58,3 Milliarden Euro

Anders ist die Lage in den mittel- und osteuropäischen Ländern: Dort geht es vor allem um Ratenkredite, die in Fremdwährungen aufgenommen wurden. Allerdings umfassen diese nur 8,6 Prozent des gesamten direkten und indirekten Kreditvolumens gegenüber der Region. Die Belastung für Österreichs Finanzsystem durch eventuelle Ausfälle halte sich daher wohl in Grenzen, so die Aufseher.

Per Mai 2011 waren in Österreich Fremdwährungskredite in Höhe von 58,3 Mrd. Euro vergeben. An Tochterbanken österreichischer Institute in Osteuropa waren 80,0 Mrd. Euro Fremdwährungskredite vergeben, die Direktkredite in Osteuropa beliefen sich auf 38,6 Mrd. Euro. In Summe haben Österreichs Finanzinstitute also ein Fremdwährungskredit-Exposure von 176,9 Mrd. Euro. Die Zahlen zu Osteuropa liegen per Dezember 2010 vor, so die OeNB.

Dass in Österreich die Fremdwährungskredite so verbreitet sind, dürfte auch die europäische Aufsicht, das ESRB (European Systemic Risk Board) interessieren. Die ESRB könnte sich noch heuer mit dem Thema beschäftigen. (APA)