Damaskus/Istanbul - Die syrische Führung droht mit dem unvermindert brutalen Vorgehen gegen Oppositionelle auch ihre letzten Verbündeten Russland und Iran zu verlieren. Der Nachrichtensender Al-Arabiya berichtete am Mittwoch, iranische Diplomaten hätten kürzlich in Paris syrische Oppositionelle getroffen. Der Iran war bisher der engste Verbündete des Regimes von Präsident Bashar al-Assad. Zu Wochenbeginn hatte bereits der Waffenbruder Moskau in ungewöhnlich klaren und scharfen Worten ein Ende des Blutvergießens und demokratische Reformen gefordert.

In der vergangenen Woche hatte Teheran erstmals erklärt, die syrische Regierung müsse die legitimen Forderungen des Volkes anerkennen. Die Führung in Damaskus bezeichnet die Anhänger der Bewegung, die seit fünf Monaten für den Sturz des Regimes demonstriert, wahlweise als "Terroristen" oder "kriminelle Banden".

Inzwischen steht lediglich die von der schiitischen Hisbollah-Bewegung dominierte libanesische Regierung noch fest zu Assad. Außenminister Adnan Mansour sagte dem Radiosender Al-Nour am Mittwoch, seine Regierung lehne die Syrien-Erklärung der Arabischen Liga von vergangener Woche ab. Die Liga-Staaten hatten darin ein Ende des Blutvergießens in Syrien gefordert. Mansour erklärte: "Der Libanon steht brüderlich zu Syrien."

Unterdessen schockiert ein von arabischen Medien veröffentlichtes Video die Sympathisanten der syrischen Opposition. Die Aufnahme zeigt ein totes Kind. Den Angaben zufolge war der etwa zwölf Jahre alte Bub von den Sicherheitskräften auf bestialische Weise getötet worden. Unabhängige Informationen zur Todesursache und zur Identität des Kindes lagen nicht vor. Nach Angaben von Aktivisten wurden seit Dienstag vier Zivilisten von den Regierungstruppen getötet und Dutzende festgenommen.

Ungeachtet der zunehmenden Isolation des Assad-Regimes gingen die syrischen Sicherheitskräfte am Mittwoch erneut brutal gegen die Zivilbevölkerung vor. Im Mittelpunkt der Einsätze stand dabei die Ortschaft Hama, wie Oppositionsaktivisten im benachbarten Libanon berichteten. Seit dem Morgen seien bei rücksichtslosen Hausdurchsuchungen mindestens ein Mensch getötet und etwa 20 weitere verletzt worden. "Die Regime-Schläger brechen wie Gangster in die Häuser ein und versetzen die Leute in Schrecken", beschrieb der Aktivist das Vorgehen der Soldaten. "Sie feuern zunächst mehrere Schüsse ab, dann dringen sie in die Häuser ein und verprügeln jeden, der ihnen über den Weg läuft."

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind seit März etwa 2200 Menschen bei den Protesten gegen die Regierung im Land ums Leben gekommen, davon allein mehr als 350 seit Anfang August. (APA)