Faymann bei Thurnher, nachzusehen unter tvhtek.orf.at

Foto: ORF/MILENKO BADZIC

"I hätt nu a Frog für Herrn Faymann. Wüafü Göd soi ma no noch Griechenland schicken?" Eine Frage aus dem Volk, sie gehört beantwortet: Am besten fängt man so an: "Man soll da gar nichts schönreden (...)" Dann fällt das schöne Gerede, das folgt, nicht so auf.

Die ORF-Sommergespräche sind mit Gesprächspartner Werner Faymann an ihrem Ende angelangt. Es war ein Ende voller Leiden. Moderatorin Ingrid Thurnher war der Gespräche vielleicht schon müde, vielleicht hatte sie einen schlechten Tag. Immerhin spürte man die Nadeln regelrecht, auf denen sie saß und die sich in vielen leise angefangenen und abrupt abgebrochenen Fragen bemerkbar machten.

Ihre Durchsetzungsschwäche degradierte sie zur Stichwortgeberin für einen Kanzler, der offenbar einen guten Tag in Sachen autonomer Sprechakte hatte: Faymann interviewte sich weitgehend selbst. Wobei das Autonome natürlich relativ ist, weil man spürte, wie sein Sprachcoach zu jeder Zeit gewichtige Worte mitredete. Die SPÖ-Position von Dienstagabend entlud sich in antrainiertem Floskelfluss mit antrainierter Aggression über den Bildschirm. Politiker sind heutzutage geplante Menschen.

Als er dann noch wusste, dass Steuerreformen nicht nur vor der Wahl sind, sondern dass zuletzt auch nach der Wahl eine war, war jeder Damm gebrochen. Heute widmete aus diesem Grund sogar den Boulevardblattaufmacher ihrem Idol im Kanzleramt. Dort unerwähnt: "Meine Lieblingszahl vier", wie er stolz verkündete.

Noch eine Anmerkung zum Verhältnis von Gerede zu Inhalt: "Die letzte Volksbefragung war 1978. Die war zu Kernkraftwerken", sagte Faymann. Falsch. Es war eine Volksabstimmung. Ein lässlicher Irrtum. Aber es stimmt trotzdem nicht: Denn die letzte Volksabstimmung war 1994 zum EU-Beitritt. An die erinnert man sich offenbar weniger gerne. (Alois Pumhösel, DER STANDARD; Printausgabe, 1.9.2011)