Wien - Die europäischen Leitbörsen sind am Montag nach den herben Verlusten vom vergangenen Freitag erneut massiv eingebrochen. Der Euro-Stoxx-50 rutschte um 113,45 Einheiten oder 5,11 Prozent auf 2.107,27 Zähler ab und lag damit so tief wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Auch der deutsche DAX fiel auf ein neues Zweijahrestief. Händler verwiesen auf Nachwirkungen des enttäuschenden US-Arbeitsmarktberichts vom vergangenen Freitag.
Dieser hatte neben der Wall Street, die zum Wochenstart feiertagsbedingt geschlossen blieb, am Montag in der Früh auch die asiatischen Aktienmärkte belastet. Mangels marktbewegender Konjunkturdaten blieben daher auch am heutigen Handelstag Rezessionsängste und die Sorgen einer Verschärfung der Schuldenkrise im Euroraum die zentralen Themen, hieß es.
In diesem Zusammenhang stand zuletzt vor allem die Lage in Griechenland im Fokus: So wird der größte Schuldensünder Europas seine Haushaltsziele in diesem Jahr aller Voraussicht nach verfehlen. Darüber hinaus werden die Anleger von politischen Unwägbarkeiten in Italien verunsichert. Dort hatte die Regierung unlängst ein wichtiges Sparpaket wieder aufgeschnürt. Am morgigen Dienstag hat Italiens stärkster Gewerkschaftsverband CGIL zudem zu einem Generalstreik gegen das Sparprogramm der Regierung aufgerufen.
Banken besonders unter Druck
Für weitere Belastung hat eine Analyse von UBS gesorgt. Die Schweizer Großbank hat die Beobachtung der globalen Aktienmärkte (Global Equities) mit einer taktischen "Underweight"-Empfehlung aufgenommen. Die schwachen Wirtschaftsdaten und die sich erneut zuspitzende Krise der europäischen Staatsfinanzen hätten risikobehaftete Anlagen erneut belastet. Die steigenden Risikoprämien dürften daher die Börsen weltweit unter Druck setzen, schrieben die Analysten.
Die stärksten Verluste waren wieder einmal bei Bankenwerten zu finden. Neben den anhaltenden Sorgen um das Engagement einiger Geldhäuser in Anleihen hochverschuldeter Eurostaaten sorgt zudem eine Klagewelle der US-Regierung für Belastung. Vorgegangen wird gegen mehr als ein Dutzend Großbanken, die mit unlauteren Hypothekengeschäften die Finanz- und Wirtschaftskrise vor drei Jahren angeheizt haben sollen. Es wurde Klage gegen 17 Banken auf Schadenersatz in Milliardenhöhe eingereicht. Neben dem deutschen Branchenprimus Deutsche Bank sind davon auch weitere europäische Geldhäuser wie etwa Societe Generale, Credit Suisse, UBS oder Royal Bank of Scotland betroffen.
Vor diesem Hintergrund lagen genau diese Titel am unteren Ende des Euro-Stoxx-50. So stürzten Deutsche Bank um 8,89 Prozent auf 23,72 Euro ab, während es für Societe Generale um 8,64 Prozent auf 20,25 Euro nach unten ging. In London sackten Royal Bank of Scotland gar um 12,32 Prozent auf 21,78 Pence ab.
Werte aus der Chemiebranche wurden unterdessen von einem negativen Ausblick von Clariant belastet. Der Schweizer Spezialchemiekonzern senkt aufgrund der weltweiten Konjunkturabschwächung und der Wechselkursverhältnisse seine Jahresziele. Das Unternehmen erwartet für das laufende Jahr noch einen Umsatz von 7,0 bis 7,2 Mrd. Franken. Die Umsatzerwartungen liegen damit rund 600 Mio. Franken tiefer als noch Mitte Juni. Clariant brachen beachtliche 16,27 Prozent auf 6,95 Franken ein. Die Branchenkollegen BASF (minus 5,55 Prozent) und Bayer (minus 4,63 Prozent) büßten ebenfalls Terrain ein.
Die geringsten Verluste gab es noch bei dem als defensiv geltenden Gesundheitssektor und dem Einzelhandelssektor. Letzterem kamen die jüngsten Zahlen zu den Einzelhandelsumsätzen der Eurozone zugute. Diese sind um 0,2 Prozent im Juli gegenüber dem Juni angestiegen. Kursgewinner suchte man aber dennoch vergeblich.
Börse Index Schluss Diff (%)
Wien ATX 2.114,22 -4,30
Frankfurt DAX 5.246,18 -5,28
London FT-SE-100 5.102,58 -3,58
Paris CAC-40 2.999,54 -4,73
Zürich SPI 4.691,06 -4,05
Mailand FTSE MIB 14.333,91 -4,83
Madrid IBEX-35 8.066,50 -4,69
Amsterdam AEX 274,45 -4,18
Brüssel BEL-20 2.117,46 -4,61
Stockholm SX Gesamt 887,41 -4,79
Europa Euro-Stoxx-50 2.107,27 -5,11