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Der Weihnachtsmann soll es nun richten. Nach jahrelangem Boom hat die Branche für Unterhaltungselektronik ein unerwarteter Rückschlag getroffen. Die Konsumenten verschmähen neue Produkte, die Umsätze sinken. Vor allem die Hersteller von Fernsehern sehen in einem Jahr ohne sportliche Großereignisse wie Fußball-WM (Männer) oder Olympische Spiele in die Röhre. Nun hofft die Industrie auf die Internationale Funkausstellung (Ifa) in Berlin, auf der traditionell viele Bestellungen für das Weihnachtsgeschäft aufgegeben werden. Die Vorzeichen dafür sind gut, denn die Messe, die ab 2. September für sechs Tage ihre Tore öffnet, platzt aus allen Nähten. So viel Standfläche wie heuer ist noch nie vermietet worden.

Internet

Die Hoffnungen der Branche ruhen vor allem auf dem lange beschworenen Zusammenwachsen der klassischen Unterhaltungselektronik mit Computertechnik. Der alte neue Megatrend lautet Connectivity. Damit können beispielsweise Youtube-Videos direkt auf dem Fernseher angeschaut werden. Bereits jedes dritte neue Gerät ist Marktforschern zufolge internetfähig. Der Umsatzanteil der entsprechenden smarten TV-Geräte soll 2011 bereits größer sein als der mit Apparaten ohne Netzzugang.
Wenig Nachfrage nach 3-D

Zuletzt sollte dreidimensionales Fernsehen die Konsumenten zu einem neuen Gerät verlocken. Aber der große Ansturm blieb aus. 3-D allein ist offenbar kein Anreiz für Verbraucher, sich einen neuen Fernseher zu kaufen. Das zögerliche Verhalten der Kunden hat für die Branche schwerwiegende Folgen. Der niederländische Elektroriese Philips gibt die Mehrheit seiner TV-Sparte an die chinesische TPV ab, auch der japanische Konkurrent Hitachi will sich aus der Fernseher-Produktion zurückziehen.

Audiogeräte

Viele Unterhaltungselektronikhersteller wie die dänische Bang & Olufsen oder die deutsche Loewe setzen wegen der TV-Flaute auf Audiogeräte. Noble Kofferradios für 500 Euro sind da keine Seltenheit mehr. Die Erfolgschancen dafür werden aber ob der hohen Preise und der Konkurrenz durch Internet-Kanäle von Experten eher skeptisch gesehen.

Noch schwerer haben es Anbieter vergleichsweise alter Technologien. Die Hersteller von Navis, MP3-Playern und DVD-Rekorder kommen unter Druck. Deren Geräte werden zunehmend von Tablet-Computern und Smartphones verdrängt.

Viele iPad-Konkurrenten
Die Hersteller von Smartphones verzeichnen hingegen weiter hohe Wachstumsraten. Auch Tablets verkaufen sich wie warme Semmeln, und das Geschäft hat gerade erst angefangen. Waren im vergangenen Jahr noch wenige Konkurrenzmodelle zu Apples populärem iPad zu sehen, dürften es dieses Mal mehrere Dutzend sein. Nahezu jeder PC-Hersteller hat zumindest einen iPad-Jäger im Programm. Apple selbst wird sich von der Ifa fernhalten. Das wird sich wohl auch nicht unter der Führung des neuen Chefs Tim Cook ändern. (Reuters, red)