Wired hat den Microsoft-Campus in Redmond besucht und sich vor allem zwei Gebäude angesehen. Gebäude 99 und Studio B sind Microsofts Hexenküchen, in denen Wissenschaftler und Techniker sitzen und über neuen Ideen grübeln.
9 Milliarden Dollar im Jahr
Microsoft investiert über neun Milliarden US-Dollar im Jahr in Forschung und hat zehntausende Angestellte im Bereich Forschung und Entwicklung. Hauptsächlich kümmert sich die Abteilung um die großen Produkte wie Windows oder Office, aber auch reine Forschung und die Entwicklung von neuen Geräten wird gefördert. Im Gebäude 99 sitzt der "Think Tank" Microsofts, der damit beschäftigt ist, sich neue Ideen zu überlegen. Hier entsteht viel, aber nicht immer ist alles brauchbar. Doch oft reicht eine gute Idee aus, um die Forschung zu refinanzieren. Im Studio B sitzt die Hardware-Abteilung, die Prototypen entwickelt und baut und die Ideen aus dem Gebäude 99 verwirklicht. Hier hat auch Microsoft Surface, ein Tisch mit Touchscreen, das Licht der Welt erblickt.
Muskelspiele
"Skinput" ist ein von Microsoft entwickeltes System, bestehend aus einem Armband mit Elektroden, das registriert, wie man seine Hand und Finger bewegt und die Daten per Funk an den Computer sendet. Das System soll auch mit dem Smartphone zusammenarbeiten können. Dadurch soll eine komplett neue Steuerung für Computer, Handys und Spielekonsolen möglich sein.
"Light Space"
Interessant ist auch das Projekt "Light Space", an dem Andy Wilson, der an der Entwicklung von Microsoft Surface beteiligt war, arbeitet. "Light Space" ist der Versuch, das Interface von der Tischoberfläche in den dreidimensionalen Raum zu integrieren. Das Projekt nimmt sich dafür eine andere Microsoft-Entwicklung zur Hilfe - Kinect.
Echtzeit-Karte des Raums
3D Kameras werden mit einem Sensor versehen - ähnlich jenem von Kinect - mit dem die Kamera feststellen kann, wie weit einzelne Punkte im Raum entfernt sind. Mit drei Kameras wird eine Echtzeit-Karte des Raums erstellt, die laut Wilson auf den Millimeter genau ist.
Neben den Kameras benötigt man noch hochauflösende Projektoren, die auf den Tisch und eine nahe gelegene Wand zielen. Das Ganze ist in einem quadratischen Rahmen aus Metall verschraubt, ähnlich den Metallträgern, die Lichtdesigner verwenden um Bühnenlicht zu installieren.
Körper als Eingabegerät
Wenn man in den Würfel tritt, wird man von den Kameras erkannt und ein 3D-Modell erstellt. Danach funktioniert der Körper als Eingabegerät. Man kann Fenster vom Tisch auf die Wand ziehen oder durch Armbewegungen durch Menüs navigieren und das durch den ganzen Raum.
"Edison Lab"
In Raum 1960 ist das "Edison Lab" untergebracht. Dort wird an sogenannten "sehenden Displays" gearbeitet. Diese bestehen aus einem Keil aus durchsichtigem Acryl. Diese Monitore können die eingebende Person erkennen und auf sie reagieren.
The Wedge
"The Wedge" ist ein großes, flaches Prisma durch das Licht punktgenau geleitet werden kann. Wenn man einen kleinen Projektor am schmalen Ende platziert, kann dieser ein Monitor-großes Bild auf die flache Oberfläche projizieren. Das Ganze funktioniert auch in die umgekehrte Richtung mit einem Scanner, der, was immer auch auf der Fläche platziert wird, erfassen kann.
Das "Edison Lab" arbeitet auch an der Verknüpfung des "sehenden Displays" mit 3D-Technologie und Eye-Tracking. Dadurch soll es möglich sein, dass man immer ein 3D-Bild erkennt, auch wenn man den Kopf bewegt. Außerdem soll es damit möglich sein, dass eine zweite Person ein ganz anderes Bild sieht.
Holodeck-Fenster
Für den Leiter des Labors, Steven Bathiche, sind das alles Teile, die man benötigt um das ultimative Display zu bauen, welches für ihn eine Art Holodeck-Fenster ist.
Surface 2.0
Es entstehen nicht nur komplett neue Geräte in Microsofts Labors, sondern es werden auch bestehende Produkte verbessert und weiterentwickelt. Gemeinsam mit Samsung hat Microsoft die Technologie von seinem Tabeltop-Display Surface verbessert. Vor allem das eingebaute LCD mit integrierten Infrarot-Sensoren, genannt PixelSense, soll helfen den Tisch dünner zu machen.
Infrarot
Bei dem Display wird neben rotem, grünem und blauem Licht auch Infrarot-Licht emittiert und es verfügt über Infrarot-Sensoren. Das Infrarot-Licht wird ausgestrahlt und von Objekten in der Nähe reflektiert, die Sensoren können anhand der Helligkeit erkennen, wie weit die Gegenstände entfernt sind.
Die neue Technologie macht Surface 2.0 dünner, billiger, leichter und widerstandsfähiger. Das 40-Zoll-Display, mit einer Auflösung von 1.920 mal 1080 Pixel, ist nicht viel dicker als ein Fernseher und kann auch an die Wand gehängt werden.
Red Bull als Kunde
Surface 2.0 soll 7.900 US-Dollar kosten und bekannte Firmen wie Red Bull haben schon Geräte geordert. Ob auch das Holodeck Wirklichkeit wird, wird die Zukunft zeigen, die aber möglicherweise gar nicht mehr so fern ist. (soc)