Junioren-Nationalteamtrainer Horst Obermayer bei der Arbeit. Sein Team hat einen historischen Erfolg eingefahren. Zum ersten Mal steht Österreich in einem EM-Finale.

Foto: Herbert Kratky

Völlig natürliche Handtuchhaltung von Severin Haidacher, einem der 45 Spieler des österreichischen Junioren-Nationalteams, die sich am Strand Andalusiens nach dem Finaleinzug regenerieren.

 

Foto: Josef Ruthofer

Michael Eschlböck (l) und Walter Reiterer führen auf PULS 4 durch die kommende NFL-Saison.

Foto: Jürgen Hammerschmid/Puls 4

Irgendwann musste es mal passieren. Zwar rechnete nach der ernüchternden Heim-WM (Platz 7) kaum jemand mehr damit, dass es 2011 noch vonstatten gehen würde, aber im Süden Spaniens ging Österreich ein erfreuliches Licht auf. Zum ersten Mal in der Geschichte des europäischen Footballs schlug eine österreichische Auswahlmannschaft eine aus Deutschland bei einem Großereignis (14:7). Zwar gingen die bisherigen Begegnungen - das Messen befindet sich immerhin schon im dritten Jahrzehnt - meistens nur knapp für Deutschland aus, aber die Spiele gingen eben allesamt an unsere Nachbarn. Und Deutschland ist aktuell nicht irgendwer, sondern startete als regierender Europameister in diese Junioren-EM.

Diese ewigen knappen Niederlagen, die nagten am Selbstvertrauen der AFBÖ-Truppen über 20 Jahre lang. Österreich konnte noch so oft in Führung liegen, im letzten Viertel machten die Deutschen stets den Lineker'schen Sack dann zu. Immer. Bis eben zum 28. August 2011. Da hatten die Österreicher, nach einem Spielverlauf der Marke "eh wie immer", am Ende aber die Schnur in der Hand und rissen die Deutschen damit aus ihren Träumen einer vielleicht zu locker angepeilten Titelverteidigung.

Nach dem zweiten Sieg der Österreicher, die am vergangenen Dienstag eine starke dänische Equipe mit 21:16 bezwangen, ist die Finalteilnahme fixiert. Gegner ist das wiedererstarkte Frankreich, welches sich gegen den Gastgeber Spanien klar (55:6) und gegen den Vizeeuropameister Schweden knapp (21:14) in der Gruppe B durchsetzen konnten.

Generell lässt diese Junioren-EM einen interessanten Blick auf die Entwicklung des Sports in Europa zu. Bis auf den Ausreißer des Gastgebers waren alle Spiele offen. Die Teilnehmer befinden sich auf Augenhöhe und das war bei weitem nicht immer so. Zuletzt wurde das Turnier umstrukturiert auf eine lange Qualifikationsphase mit großzügigen Pausen und dem abschließenden Höhepunkt, dem EM-Turnier selbst, an dem die besten sechs Nationalmannschaften des Kontinents teilnehmen.

Das Finale kann man kommenden Samstag ab 18:00 auf Football-Austria in einem Live-Ticker verfolgen. Deutschland hatte gegen Dänemark Mühe (12:7), sich für das Spiel um Bronze zu qualifizieren und trifft ebenfalls am Samstag in der prallen Mittagshitze Andalusiens (12:30 Uhr) auf Schweden im Kampf um Bronze.

WM Qualifikation geschafft

Damit haben sich Österreich und Frankreich für die Junioren-WM 2012 qualifiziert. Geplanter Weise sollen bis zu drei europäische Teams 2012 in den USA dabei sein, dahinter stehen aber noch Fragezeichen. Womöglich wird das europäische Kontingent noch auf zwei Nationen reduziert und die Organisation „USA Football", befreundet, aber nicht eng verbandelt mit der NFL, überlegt eine Nenngebühr von 50.000 US-Dollar pro Nation, da sie bis heute ohne Sponsoren dastehen. Im Gegensatz zu Europa, wo die Football-WM 2011 (der Amateure) 70.000 in den Stadien sahen und die Spiele auf Europsort2 und ORF Sport Plus zu sehen waren, nahm man in den USA keine Notiz von den Geschehnissen vom vergangenen Juli in Wien, Graz und Innsbruck. Der Weltmeister jenseits des Teichs, das sind die Green Bay Packers. Punkt. Es gibt keine Mannschaft dieser Welt, die an diesem Titel Zweifel anzumelden hätte, nur ein wenig Hinsehen auf das schlussendlich eigene Expansionspotential, das hätte sicher nicht geschadet. Zur NFL, der Liga, die eigenmächtig wie folgerichtig den „World Champion" krönt, zu der komme ich gleich.

Eine kleine "Gludovatz-Situation"

Vater des heimischen Erfolgs ist der Junioren-Cheftrainer Horst Obermayer, der seinen Trainerstab bewusst ausschließlich mit Österreichern bestückt hat. Überwiegend sind es ehemalige Spieler, die er selbst noch bei den Junioren trainiert hat, die heute selbst Trainer sind. Die Wiener Zwillinge Roman & Mario Floredo sind da ebenso dabei, wie die Tiroler Jakob Dieplinger und Mario Rinner. Obermayer ist bekannt resistent gegenüber Vereinsinteressen, er will nicht „die Richtigen" in seinem Team haben, sondern „die Besten". Und die konnte er für sich gewinnen.

Als Wink für das Nationalteam, bei dem hauptsächlich US-Amerikaner das Sagen haben, will er das nicht verstehen. Österreich erreichte bei der Heim-WM Platz 7, womit die sportlichen Ziele klar verfehlt wurden und die Kritik an den US-Trainern, die vernimmt man allerorts. Alleine will er (Obermayer) dazu eigentlich überhaupt nicht viel sagen. Außer vielleicht, dass die heimischen Coaches keinen Deut schlechter als die Kollegen aus den USA seien, die er durchaus schätzt. Seine Crew habe noch zusätzlich den Vorteil, zu wissen, was in den Köpfen der Spieler vorgeht, weil sie selbst in deren Haut gesteckt hatten. Der Erfolg gibt ihm Recht.
Dahingehend gehen Obermayer und sein Team sehr entspannt, aber auch fokussiert in dieses Finale. Man hat schon mehr erreicht, als erwartet wurde, was aber nicht bedeutet, dass man am Samstag den Franzosen Gold überlassen will. Was davor passiert ist, das interessiert Obermayer nicht. Diese Europameisterschaft in Deutschland 2010, die blöd gelaufene WM 2011 - keine Themen. Mehr schon, was nach dieser EM passieren könnte und passieren wird, denn die Junioren von Sevilla 2011, das sind die Herren der EM 2014 und womöglich auch WM 2015. Es gehe nur darum, junge Sportler an die Realität heranzuführen. Und die lautet: Vorne dabei in Europa, sich dann vielleicht schleichend in US-Colleges zu etablieren, später dann einen Österreicher in der NFL zu haben. Hinweise darauf (Raiffeisen Vikings O-Liner Aleksandar Milanovic ist bei Sacramento State und damit bei einem Division 1-College untergekommen) gibt es. Er war einst ein Schützling Obermayers.

Der AFBÖ befindet sich in einer durchaus ähnlichen Situation wie der ÖFB. Ein Nachwuchstrainer hat Erfolge vorzuweisen, welche die Trainer der ersten Mannschaft vermissen lassen. Dass Obermayer die Geschäfte des Herrenteams eines Tages anvertraut werden, ist allerdings wesentlich wahrscheinlicher, als das ein Paul Gludovatz mal Teamchef wird.

Die NFL ist zurück, auch auf PULS 4

Am 8. September startet sie nun doch, die National Football League. Nachdem man sich monatelang um das liebe Geld stritt und ein „Lockout" folgte, einigten sich Spieler und Besitzer in letzter Minute darauf, wer wie viel von den x-Milliarden US-Dollar in den kommenden zehn Jahren bekommen wird. An der Stelle darf ich den richtig guten NFL- und College-Football-Blog "Sideline-Reporter" des jungen Südtirolers Thomas Psaier empfehlen, der sich auch damit sehr ausgiebig beschäftigt hat.

Drei Tage nach dem Auftaktspiel zwischen Green Bay und New Orleans geht es in eine volle Sonntagsrunde, und da steigt dann auch PULS 4 wieder ein. Jeden Sonntag ab 22:00 gibt es ein Live-Spiel, auch die Playoff-Phase und die Super Bowl werden heuer - übrigens bereits zum dritten Mal in Folge - auf PULS 4 zu sehen sein.

Ein Spiel wie kein anderes

PULS 4 startet mit dem Spiel Washington Redskins gegen New York Giants in die Saison und ein Blick auf den Kalender verrät: es ist kein normaler Sonntag in den USA. Ganz besonders nicht für diese beiden Mannschaften. Zum zehnten Mal jähren sich die Terroranschläge des 11. Septembers und neben der unvermeidbaren Doku-Flut wird auch die NFL um die Sache nicht herum kommen wollen.

Aus sportlicher Sicht ist eine enorm spannende Saison zu erwarten. Die Philadelphia Eagles versuchen offensichtlich, mit der Zukaufs-Brechstange ihre erste Lombardi-Trophy zu ergattern, holten aus der Free-Agency raus, was der Markt hergab und verpassten ihrem Quarterback Michael Vick einen schicken 100 Millionen US-Dollar-Vertrag. Mit Detroit, St. Louis, Houston und Tampa Bay gibt es Geheim- bis Geheimstfavoriten, mit New England, Atlanta, Pittsburgh, den New York Jets und Green Bay auch welche, die sich auch selbst als solche verstehen. Ob aus der Riege der sonst üblichen Verdächtigen (Chicago, Baltimore, New Orleans, San Diego, New York Giants) einige entscheidend mitmischen können, das ist möglich bis sehr wahrscheinlich. Bei den Untoten der letzten Jahre (San Francisco, Denver, Buffalo, Cincinnati, Washington) gibt es aber vorläufig noch keine Zombie-Entwarnung, aber vielleicht folgt diese ja schon bald. (Walter Reiterer, derStandard.at - 15.8. 2012)