Nach den Pflugscharen nun die Schwerter: Die gemeinsame Agrarpolitik war eines der Fundamente, auf denen die europäische Einigung in den Fünfzigerjahren erbaut wurde. In diesen Monaten nun entwickelt sich die gemeinsame Rüstungs- und Verteidigungspolitik zur Triebfeder für einen neuen Integrationsschub. Als Nebeneffekt entsteht daraus auch mehr militärische Unabhängigkeit von den USA - etwas, das Washington im Rahmen der Nato selbst immer gefordert hat.

Die gemeinsame Beschaffung der 180 Airbus-Militärtransporter, die nun unter Dach und Fach ist, hat dabei symbolischen und praktischen Wert zugleich: Wer nicht über das nötige Gerät verfügt, um Mannschaft und Material zu Friedenseinsätzen zu fliegen, braucht nicht über internationale Krisenbewältigung zu schwadronieren. Kritik an der Übermacht der USA ist ohne Investitionen in eigene militärische Kapazitäten wenig glaubwürdig. Beim Nato-Außenministertreffen kommende Woche in Madrid wird das wieder allen Teilnehmern deutlich werden.

Wirtschaftliche Konkurrenz

Europäische Kooperation beim Waffenkauf hat dabei den Vorteil, dass sie ein unverdächtiges Unterfangen ist. Nicht umsonst nehmen auch die Briten gern daran teil: Es mag um wirtschaftliche Konkurrenz mit den USA gehen, nicht aber um politische.

Die pragmatischen Einkaufsgemeinschaften sind aber nur ein Teil des Gesamtbilds. Der Militairbus-Vertrag fällt zusammen mit der Veröffentlichung des aktualisierten Entwurfs für eine EU-Verfassung. Und der schreibt eben nicht nur eine europäische Rüstungsagentur fest, sondern auch eine militärische Beistandsklausel für die Willigen unter den EU-Ländern.

Hier freilich ist für einen Wettbewerb mit den USA kein Platz - London beharrt auf einer engen Anbindung an die Nato. Jetzt, da sich der Staub des Irakkonflikts gelegt hat, fügt sich auch Paris wieder in die Einsicht, dass gegen Washington nichts läuft. Der Aufbau der EU-Verteidigungspolitik kann weitergehen. (DER STANDARD, Printausgabe 28.5.2003)