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Jamaika hat die schnellste Staffel der Welt. Nesta Carter, Michael Frater (von li.) und Usain Bolt (re.) liefen schon 2008 Weltrekord, Yohan Blake (2. von rechts) ersetzte Asafa Powell.

Foto: Reuters/Pfaffenbach

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Usain Bolt darf zum zweiten Mal jubeln.

Foto: dapd/Kajiyama

Daegu - Usain Bolt hat sich als Musterschüler bewiesen. Erst hat er seine Lektion gelernt, dann lief er zum 200-m-Einzeltitel und als Krönung mit der Staffel zum Weltrekord. Es war der perfekte Schlusspunkt der Leichtathletik-WM in Daegu. Mit Nesta Carter, Michael Frater und 100-m-Weltmeister Yohan Blake gewann Bolt die Sprintstaffel in 37,04 Sekunden, verbesserte damit Jamaikas quasi eigenen Weltrekord von den Olympischen Spielen 2008 um exakt 0,06 Sekunden. Frankreich (38,20) und Saint Kitts und Nevis (38,49) landeten auf den Plätzen, da die USA mit einem Sturz vor der letzten Staffelholzübergabe alle Chancen vergaben.

Nach dem Triple in Berlin 2009 hat Bolt nun fünf WM-Goldmedaillen gewonnen - den Triumph mit seinen Teamkollegen zelebrierte er mit Striptease und Tanzeinlage, die Stadionzuschauer tobten. "Ich wollte einfach nur schnell sein. Ich bin stolz auf mein Team und glücklich mit mir selbst. Ich habe es genossen, als Letzter zu laufen. Ich hatte ein kleines Problem mit der Achillessehne, ich konnte die Kurve nicht laufen", erzählte Bolt.

Aus dem Fehler gelernt

Er ist der Größte - als Läufer und als Unterhaltungskünstler. Aber dem 25-Jährigen ist in Daegu auch eine Grenze aufgezeigt worden. Der Mann, der auf der Laufbahn nicht zu stoppen schien, hat erkannt, dass nicht alles in seiner Hand und seinen Beinen liegt, sondern Regeln auch für ihn gelten. "Der Fehlstart über 100 Meter war nur meine Schuld. Ich habe die Lektion gelernt, dass ich warten und zuhören muss, denn die Pistole gibt das Kommando", gab er sich gelehrig.

Von Übermotivation war über die 200 Meter keine Spur gewesen, Bolt hatte im Finale die langsamste Reaktionszeit, lief in 19,40 Sekunden aber die viertschnellste Zeit der Geschichte und ist auf dieser Strecke seit 14. September 2007 in Endläufen unbesiegt. Mit der Staffel im letzten WM-Bewerb gab es für ihn dann sowieso kein Halten mehr, einen Schuss musste er auch nicht abwarten, sondern nur den Kollegen, der ihm das Holz in die Hand legte.

Genugtuung für Caster Semenya

Auch aus dem Gesicht von Titelverteidigerin Caster Semenya war das Lächeln nicht mehr wegzubringen - obwohl es "nur" Silber über 800 Meter wurde. Doch die Südafrikanerin hatte sich nach der WM 2009 in Berlin einem Geschlechtstest unterziehen müssen, sie war fast ein Jahr lang von Wettkämpfen ausgeschlossen gewesen. In Daegu wurde sie im Endspurt noch von der Russin Maria Sawinowa abgefangen, die sich in Jahresweltbestzeit von 1:55,87 Minuten den Titel holte. "Es war ein gutes Rennen. Ich habe es viel mehr genossen als vor zwei Jahren", sagte Semenya, die von ihren Konkurrentinnen herzlich umarmt wurde.

Was Österreichs WM-Resultat betrifft, war Hannes Gruber, der Sportdirektor des Verbands, "vorsichtig formuliert summa summarum nicht unglücklich". Die Hoffnungen, alle vier Athleten würden eine Runde weiterkommen, wurden nur von Hürdensprinterin Beate Schrott erfüllt, die ins Semifinale kam. Bei den Olympischen Spielen 2012, für die auch Andreas Vojta (1500 m), Gerhard Mayer (Diskus) und Elisabeth Eberl (Speer) schon Limits erbrachten, soll es, vorsichtig formuliert, etwas besser laufen. (APA, fri, DER STANDARD Printausgabe, 5. September 2011)

Ergebnis Männer - 4 x 100 m: 1. Jamaika (Nesta Carter, Michael Frater, Yohan Blake, Usain Bolt) 37,04 Sek. (WR) - 2. Frankreich (Teddy Tinmar, Christophe Lemaitre, Yannick Lesourd, Jimmy Vicaut) 38,20 - 3. St. Kitts und Nevis (Jason Rogers, Kim Collins, Antoine Adams, Brijesh Lawrence) 38,49