Rom - Der italienische Politiker Mino Martinazzoli, letzter Chef der christdemokratischen Regierungspartei Democrazia Cristiana (DC), ist am Sonntag im Alter von 80 Jahren in seiner Heimatstadt Brescia gestorben. Martinazzoli, der in seiner politischen Karriere unter anderem das Amt des Verteidigung- und des Justizministers bekleidete, löste 1993 die skandalgeschütterte DC auf, die Italien seit dem Zweiten Weltkrieg 40 Jahre lang ununterbrochen regiert hatte, und wandelte sie in die "Italienische Volkspartei" (PPI) um.

Der 1931 im lombardischen Orzinuovi geborene Rechtsanwalt galt als integrer Reformer und zählte zum linksgerichteten und reformorientierten Flügel der Democrazia Cristiana. Martinazzoli, der ununterbrochen zwischen 1972 und 1994 im Parlament saß, wurde während der Wogen der Anti-Korruptionsoffensive "Saubere Hände" aufgerufen, die skandalerschütterte DC zu führen.

Unter dem Druck unzähliger Skandale, in die mehrere Spitzenpolitiker der Partei geraten waren, beschloss Martinozzoli die Auflösung der traditionsreichen Gruppierung und ihre Umwandlung in PPI. Die PPI hatte kaum politischen Erfolg und fusionierte im Jahr 2000 in die Zentrumspartei "Margherita", die sich ihrerseits in die oppositionelle Demokratische Partei, Italiens stärkste Oppositionskraft, auflöste. (APA)