Jesus Daily als virtueller Zuspruch für den täglichen Bedarf.

Foto: Jesus Daily, Screenshot

Preisfrage: Wer ist in den USA ähnlich populär wie Stars aus Musik, Film und Sport? Die Antwort lautet Jesus. Ein Arzt aus North Carolina hat mit der Facebook-Seite "Jesus Daily" (Jesus Täglich) eine der aktivsten Gemeinden im sozialen Netzwerk gegründet.
Seit 2009 verbreitet Dr. Aaron Tabor, dessen Vater Prediger war, über den Facebook-Jesus täglich vier bis fünf Botschaften. Eingerichtet hat er die Seite als Hobby kurz nachdem er mit der Vermarktung seines Buchs der "Slim and Beautiful"-Diät (sprich Schlank und Schön-Diät) begonnen hatte, und mit dem "Wunsch, den Menschen Zuspruch zu geben".

Lieber Predigten als Pop Songs

In den vergangenen Monaten sollen mehr Menschen den Jesus Daily "geliked", kommentiert und geteilt haben als jede andere Facebook-Seite - darunter auch die von Teenie-Schwarm Justin Bieber. Dies belegt jedenfalls die wöchentliche Analyse von AllFacebook.com, einem Blog der Firma WebMediaBrands.

Anstieg von Glaubensdiskussionen

Facebook und andere soziale Medien haben die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren, arbeiten oder sich verlieben umgekrempelt. Zwar hat wohl Social Media die Art, wie Menschen Religion praktizieren, nicht verändert, aber Glaubensdiskussionen auf Facebook haben in den USA im vergangenen Jahr zugenommen. Die Debatten werden von Priestern, Predigern, Kirchen, Synagogen und anderen religiösen Institutionen auf Facebook, Twitter oder YouTube forciert, um die Bindung zu (Kirchen-)Mitgliedern und Followern zu stärken.

Bibel-Ansturm

Das Besondere an Jesus Daily ist, dass die Seite nicht von einem Kirchenvertreter, sondern einem Arzt kommt. Mit derzeit 8,4 Millionen Fans verbucht die Seite laut AllFacebook.com allein vergangene Woche 3,2 Millionen Interaktionen. Demgegenüber stehen 630.000 Likes und Shares auf der Justin-Bieber-Seite, die 35 Millionen Facebook-Fans zählt. Auch die US-Seite "The Bible Facebook" überbietet den jungen Pop-Star mit einer Million Aktivitäten. Durch den Anstieg von Menschen, die über soziale Online-Plattformen zu einer Art Glaubens-Communities finden, fragen sich viele in den USA: Ist es das Gleiche, einem Bibelspruch ein "gefällt mir" zu verpassen wie quasi leibhaftig einer Messe beizuwohnen?

Im deutschsprachigen Raum verhält sich die Sache etwas anders: Die Facebook-Seite "Die Bibel" beispielsweise wurde mit knapp 1.600 Likes versehen.

Päpstliche Absegnung

Dass Papst Benedikt XVI kürzlich die sozialen Netzwerke als großartige Möglichkeit bezeichnete, mag helfen. Gleichzeitig schickte er die Warnung hinaus, virtueller Kontakt kann und darf nicht den Platz für direkten Kontakt mit den Menschen ersetzen.

"Nicht alleine"

"Jesus Daily erinnert mich täglich daran, dass ich nicht alleine bin", ist da zum Beispiel von einer alleinerziehenden Mutter und Vollzeit-Studentin zu lesen. "Jedes Gebet, das ich hier losgeschickt habe, wurde beantwortet", schreibt sie weiter. Im Grunde keine große Überraschung - bei über acht Millionen Mitgliedern. (ez)